Ulm(?), um 1650/51(?)
Melchior Barthel(?)
Elfenbein
H. 28 cm (mit Sockel 58 cm)
Inv. 1894.421.
Museum Faesch
Gefördert durch den einsetzenden Ostindienhandel kam gegen Ende des 16. Jahrhunderts das Elfenbein als bevorzugter Werkstoff der aufblühenden Kunstdrechslerei und der Kleinplastik in Mode. Sammler schätzten Aktdarstellungen mythologischer Figuren wie unsere Frauenraubgruppe aus der Basler Sammlung des Remigius Faesch (gestorben 1667). Merkur, der Psyche zum Olymp führt, war ein geläufiges Thema der rudolfinischen Hofkunst. Seine wohl prominenteste Ausführung erfuhr es mit der für den Kaiser in Prag 1592/93 geschaffenen überlebensgrossen Bronzegruppe durch Adrian de Vries. Wie diese ist die Basler Gruppe auf Vielansichtigkeit angelegt und widerspiegelt damit Florentiner Vorbilder des Giovanni-da-Bologna-Kreises. In ihrer Zuschreibung an den Dresdner Melchior Barthel (1625-1672), der sich ca. 1647-1650 in Ulm bei David Heschler d.Ä. ausbildete und danach 17 Jahre als Elfenbeinschnitzer in Venedig tätig war, könnte sie sogar eine Schlüsselrolle für das Verhältnis der Ulmer Plastik zu Italien und Nord- und Mitteldeutschland beanspruchen. Referenzobjekte befinden sich in Dresden, Florenz und New York.