Basel, 2. Hälfte 14. Jh.
Meister H.
Zinn gegossen, gelötet, graviert
H. 27 cm
Inv. 1870.443.c.
Diese Tüllenkanne fügt sich mit zwei formgleichen Exemplaren zum international herausragendsten Ensemble der Basler Zinnsammlung. Die nach ihrem langen Ausgussrohr (sog. Tülle) benannten Gefässe sind schon im Inventar des Basler Münsters von 1477 erwähnt: "Item iii zinnen kannen pro oleo sacro". Gemäss Zeremonienbuch des Basler Münsters von 1517 enthielten sie Heiliges Öl, das alljährlich am Gründonnerstag vom Basler Bischof für die gesamte Diözese geweiht wurde. Auf den Klappdeckeln in Flecheltechnik eingravierte gotische Majuskeln präzisieren die liturgische Verwendung der Gefässe: Die abgebildete Tüllenkanne war dem Krankenöl (I / S O INFIRMOR) zugedacht, ihre Pendants waren für das Tauföl (P / S O PVERORVM) bzw. das Salböl (C / S CRISMA) bestimmt. Die Olearien zeigen auf dem Henkel eingeschlagen die Marke des Basler Meisters H (um 1375) sowie im Kannenboden das als Besitzzeichen des Basler Bischofs Jean de Vienne (1366-1382) gedeutete Reliefmedaillon. Die Tüllenkannen stellen somit nicht nur die ältesten datierten Objekte der Basler Zinnsammlung dar, sondern zählen zu den ältesten erhaltenen Zinngefässen überhaupt.