Elsass, 1516
Meister G.F.(?)
Eisen gegossen
H. 81, B. 91,5 cm
Inv. 1875.75.
Die Platte nimmt in der Forschung eine wichtige Stellung ein, weil die Initialen G. F. auf der Bandrolle namengebend für einen im Elsass vermuteten Formschneider des frühen 16. Jahrhunderts waren, dem aus stilistischen Gründen über zwei Dutzend Ofenplatten in den oberrheinischen Museen zugeordnet werden. Kennzeichen dieses Meisters ist die Darstellung von Einzelpersonen oder statuarischen Gruppen; szenische Bewegtheit ist ihm fremd. Fast alle Figuren werden von einem nach unten in Masswerk ausgezackten Rundbogen umgeben. Die Zwickel sind mit Blattranken gefüllt und leiten zur rechteckigen Rahmung über. Vögel oder Fabelwesen bekrönen den Scheitel. Meister G.F. steht nicht nur stilistisch, sondern auch mit seinen Bildthemen am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Neben traditionellen, religiösen Darstellungen treten bei ihm vermehrt Personen der antiken Geschichte und Mythologie auf. Die linke Plattenhälfte zeigt Thisbe über der Leiche des Pyramus. Das Liebespaar hatte sich wegen der Feindschaft der Eltern im Wald verabredet. Ein Löwe zerfetzte das Kleid von Thisbe. Pyramus glaubte, seine Geliebte sei tot und beging Selbstmord, ebenso die zurückkehrende Thisbe (Ovid, Metamorphosen 4,55). Die männliche Halbfigur im rechten Plattenfeld ist nicht gedeutet.