1. Hälfte 16. Jh
Messing geschlagen, getrieben, punziert
Dm. 27,5 cm
Inv. 1870.998.
Die ältesten Messingschüsseln sind ohne Dekor und Ornament. Erst ihre Verwendung als Tauf- oder Kollektenteller in der Kirche oder als Zimmerschmuck der Bürger führte im 15. Jahrhundert dazu, dass man die Schüsseln - meist mit religiösen Darstellungen - dekorierte. Dieses Kunsthandwerk erreichte am Ende des Mittelalters den Höhepunkt; die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts brachte den Niedergang. Bei der vorliegenden Schüssel bildet die Darstellung Simson mit dem Löwen das Hauptmotiv. Simsons Löwenkampf wurde in der Theologie des Mittelalters als Vorausdeutung auf die Passion Christi verstanden. Das Bild wurde von der Rückseite her in ein Negativ geschlagen. Lediglich das Schuppenornament im Steigbord ist frei getrieben; es dient zur Verstärkung der Schüssel, da in diesem Bereich der dünnste Teil des Bleches liegt. Die Ornamentkränze auf dem Spiegel- und dem Schüsselrand wurden mit zwei verschiedenen Zierpunzen von der Schauseite her eingeschlagen. Man vermutet, dass die Beckenschläger nur ausführende Handwerker waren, da sie Blech, Punzen und Negative kaum selbst geschaffen haben werden. Der verhältnismässig kleine Motivschatz der erhaltenen Messingschüsseln deutet darauf hin, dass über Jahrzehnte hinweg mit einigen wenigen Negativformen gearbeitet wurde.