Um 1600
Eisen punziert, gebläut
H. 22,5, B. 28,3, T. 4,6 cm
Inv. 1914.154.
Im 14. und 15. Jahrhundert erlebte das städtische Handwerker- und Bürgertum einen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg, der sich auch in zahlreichen Bereichen der Alltagskultur spiegelt. In der Eisenindustrie z. B. entwickelte sich die Schlosserei im 15. Jahrhundert zum wichtigen Kleingewerbe, weil der Bürger die Schlösser an Toren und Türen, an Truhen und Kästen nicht mehr wie früher aus Holz, sondern aus Metall anfertigen liess. Zudem erfuhren Beschläge und Schlösser mehr und mehr eine aussergewöhnlich reiche Gestaltung durch Schnitt, Gravur, Ätzung und Bläuung. Zeitgenössische Stichvorlagen gaben der Ornamentik wesentliche Impulse. Zahlreiche Stecher verbreiteten die von Italien ausgehenden Renaissanceformen. Fabelwesen, Tiermasken, ineinander verschlungene Ranken, Arabeske und Groteske waren im späten 16. Jahrhundert sehr beliebte Zierformen. Das vorliegende Truhenschloss dürfte um 1600 entstanden sein. Der Schlosskasten ist mit neun Stiften (zwei fehlen) auf das punzierte Schlossblech aufgeschraubt. Der kleeblattförmige Fortsatz ist durch den Schliessmechanismus bedingt. Die Deckelplatte zeigt ein Meerweibchen mit verschlungenen Bändern, die in Fratzen endigen. Das Schloss weist drei Fallen auf, die mit einem einzigen Schlüssel bedient werden können.