Nürnberg, 2. Hälfte 17. Jh
Form: Caspar Enderlein
Guss: Hans Sigmund Geisser
Zinn gegossen
Dm. 46,5 cm
Inv. 1899.195.
Diese Prunkplatte stellt ein bedeutendes Beispiel der im 16. und 17. Jahrhundert in Nürnberg konzentrierten Reliefzinnproduktion dar. Die 1611 datierte Gussform für die abgebildete Temperantia-Platte Modell II zählt zu den Hauptwerken von Caspar Enderlein (1560-1633), dem namhaftesten Nürnberger Formschneider. Die Platte trägt rückseitig sein Medaillonbildnis samt Umschrift. Der Guss des Museumstückes erfolgte indessen, wie die Marke besagt, in der Werkstatt des Nürnberger Meisters Hans Sigmund Geisser (1626-1682, zünftig 1652). Die Prunkplatte zeichnet sich durch künstlerisch anspruchsvolle, dem internationalen Manierismus verpflichtete Gestaltung aus. Das erhabene Zentrum der Platte nimmt die namengebende Allegorie TEMPERANTIA ein. Ein konzentrisches Band von vier Kartuschen mit den Allegorien der Vier Elemente (TERRA / IGNIS / AER / AQUA) zwischen üppigem Rollwerk mit Hermen umfängt das Mittelfeld. Den Plattenrand besetzt ein Band von acht Kartuschen mit Allegorien der Sieben Freien Künste (ARITHMETIQVA / MVSICA / RHETORICA / DIALECTICA / GRAMATIC / ASTROLOGI / GEOMETRIA) und mit MINERVA zwischen Rollwerk mit Masken, Tieren und Fruchtbündeln.