Wohl Konstanz, um 1260/70
(erster, sicherer Beleg: 15.-23. Aug. 1277)
Messing
Umschrift in gotischen Majuskeln:
+S'CONVENT. SOR'. VALLIS SCE.
KATHARINE. PPE. DIEZENHOVEN*
H. 6,3, B. 4,3 cm
Inv. 1903.239.
Eingebettet in die ruhige Flusslandschaft des Rheins zwischen Bodensee und Schaffhausen liegt das ehemalige Dominikanerinnenkloster St. Katharinenthal, ein Juwel barocker Architektur. Das Kloster wurde 1242-1246 gegründet und 1869 vom Kanton Thurgau aufgehoben.
St. Katharinenthal, Inbegriff oberrheinischer Mystik mit Kunstwerken von höchstem Rang (Graduale, Christus-Johannes-Gruppe), erlebte im Barock eine letzte Blüte.
Die Aufhebung des Klosters brachte eine Zerstreuung des beweglichen Kunstgutes in alle Welt. 1903 kaufte das Museum mehrere Siegelstempel, darunter befand sich diese Petschaft von ausserordentlicher Qualität.
Das Siegelbild zeigt die Muttergottes, den hl. Dominikus und eine weibliche Heilige, wohl die Klosterpatronin, die hl. Katharina. Die drei Figuren stehen auf Konsolen, die flankierenden Heiligen sind etwas zurückversetzt und erscheinen dadurch kleiner als die Muttergottes. In leichter Schwingung fügen sich die Körper der hochovalen Siegelform ein. Trotz der reichen Gewandung und des Wechselspiels von herabfallenden Faltenbahnen und gestauten Falten ist den Figuren Körperlichkeit verliehen. Der Stempelschneider, der die zeitgenössische französische Kathedralplastik gekannt haben dürfte, ist wohl in Konstanz zu suchen.