Hessen, um 1550
Philip Soldan zum Frankenberg
Eisen gegossen
H. 71,5, B. 85 cm
Inv. 1930.137.
Für die Bildwerke der Ofenplatten arbeiteten Formschneider, die die Zeitgenossen auch Schnitzer nannten. Sie schnitzten die Holzmodel, die vom Giesser in ein Sandbett abgedruckt und hernach "in offenem Herd" ausgegossen wurden. Dieser teschnische Vorgang erklärt, warum gusseiserne Ofenplatten stets als Flachrelief ohne Unterschneidungen gebildet sind. Das Rahmenwerk wurde mit separaten Modeln gestaltet. Die Giessereien bewahrten die Holzmodel zum Teil während Jahrzehnten auf und verwendeten sie in verschiedener Zusammensetzung erneut. Die Formschneider waren keine Hofkünstler, sondern lebten und arbeiteten meistens in abgelegenen Tälern bei den Schmelzöfen und sind wie die Giesser fast immer anonym geblieben. Einer der wenigen fassbaren Schnitzer ist Phillip Soldan zum Frankenberg (ca. 1500 - 1569). Wie kaum ein anderer Formschneider fühlte er sich in die Bedingungen des Gusseisenrefliefs ein und liess seinen Werken auch in der technischen Ausführung grosse Sorgfalt zukommen. Unter ihm erreichte der Plattenguss einen Höhepunkt. Diese signierte Platte (PHILIPS SOLDA FO[RM]SCHNIDER) mit der Szene "Rückkehr des verlorenen Sohnes" ist eine Kopie eines 1540 erschienenen Kupferstiches von Hans Sebald Beham.