Im Rahmen der Generalinventur müssen hunderte Gipsobjekte inventarisiert werden. Dabei ist grosse Vorsicht nötig, da der Zahn der Zeit bereits sichtbar seine Spuren hinterlassen hat.
Die Gipssammlung des Historischen Museums birgt aber nicht nur konservatorische Herausforderungen. Sie hat auch als Sammlungsbestand eine sehr interessante Geschichte. In diesem Blogbeitrag gehen wir darauf ein, woher diese Gipssammlung stammt und weshalb bei der Arbeit damit grosse Vorsicht geboten ist.
Im Jahre 1796 wurde in der Steinenvorstadt in Basel die «Zeichen- und Modellierschule» gegründet. Knapp 100 Jahre später, anno 1887, wurde die Institution dann staatlich übernommen und unter dem Namen «Allgemeine Gewerbeschule» geführt. In der Folge wurde dann auch ein Gewerbemuseum aufgebaut, welches aber in den 1990er-Jahren wegen kantonaler Sparmassnahmen aufgelöst werden musste. Die Sammlungsbestände des Gewerbemuseums wurden schliesslich an andere Institutionen abgegeben. Zu grossen Teilen gelangten die Objekte zwar an die «Schule für Gestaltung», darunter die weltbekannte Basler Plakatsammlung.
Aber auch das Historische Museum hat 1996 mehr als 8’000 Objekte aus dem Bestand des Gewerbemuseums übernommen, darunter auch Objekte aus dem Gipsbestand. Auf dem Dachboden der Gewerbeschule darbte jedoch weiterhin eine umfangreiche didaktische Gipssammlung aus Abgüssen und Modellen, die erst im letzten Jahr aufgelöst und mehrheitlich vom Historischen Museum Basel übernommen wurde. Heute finden sich in den Depots des Historischen Museums daher unzählige Abgüsse von Architekturfragmenten, Büsten, Skulpturen, Statuetten und sonstigen plastischen Darstellungen.
Aus der einst didaktisch genutzten Sammlung, die der Veranschaulichung und Lehre diente, ist ein Kulturgut geworden. Ihre Langzeitlagerung birgt aber grosse Herausforderungen, klimatische Unregelmässigkeiten setzen den bereits über jahrzehnte vernachlässigten Gipsobjekten stark zu.
Da die Anforderungen an die fachgerechte Konservierung von Gipsobjekten im 19. und 20. Jahrhundert keineswegs heutigen Standards entsprach und die Sammlungsbestände darüber hinaus mehrere Umzüge durchlaufen mussten, ist diese Objektgruppe sehr fragil. Beim Handling gilt für das Team Generalinventur daher höchste Vorsicht!
Vinzenz Wyss ist Historiker und Spezialist für Privatarchive und -nachlässe. Im Projekt Generalinventur leitet er das Inventi-Team durch die Depots des Historischen Museums Basel. Er ist zertifizierter Deichselstapler-Führer, Landologe und seit neustem Gips-Fachkraft.
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