Was wäre ein angemessenes Geschenk für eine Promihochzeit im Italien des 15. Jahrhunderts gewesen? Eine persönlich angefertigte und gewidmete Prunkhandschrift zählte auf jeden Fall zu den Top Ten. Was, wenn sie nicht rechtzeitig fertig wurde, wenn eine der beteiligten Werkstätten in Neapel (Niederschrift) und Florenz (Illuminierung) nicht fristgemäss lieferten? Dann blieb das Prunkstück unvollendet, im vorliegenden Fall: textlos.
Das «Berliner Chansonnier» wurde offenbar anlässlich der Hochzeit von Margherita aus der Kaufmannsfamilie der Castellani mit dem Patrizier Bernardino Niccolini in Auftrag gegeben, vermutlich zum Anlass nicht rechtzeitig fertig und dann, seines Zwecks beraubt – aufgegeben. Was übrig blieb ist eine Sammlung von 42 Chansons der burgundischen Schule ohne jegliche Liedtexte geschweige denn Komponistennamen, was auf die Vernachlässigung dieser Quelle geführt hat.
Aus Konkordanzen können wir alle bis auf neun Stücke mit Texten und teils Komponisten rekonstruieren, darunter die grössten Namen der Zeit, darunter auffällig viele Engländer: Du Fay, Binchois, Bedyngham, Dunstable, Frye. Die neun übrigen sind Kompositionen, die nur in dieser Handschrift enthalten und sonst unbekannt sind.
In Kooperation mit Clemens Goldberg, dessen Stiftung 2022 die erste Farbfotographie der Handschrift herstellte, bringt ReRenaissance den Inhalt dieser einzigartig schönen Quelle erstmals auf die Bühne, darunter auch bislang ungehörte Unica.
Vokalensemble à 4 mit Tessa Roos, Jacob Lawrence, Raitis Grigalis (Gesang), Grace Newcombe (Gesang, Harfe), Vera Schnider (Harfe), Marc Lewon (Leitung, Laute, Quinterne)
Kooperation mit der Goldberg Stiftung (Clemens Goldberg)
17:45 Uhr Einführung zum Thema mit Clemens Goldberg, Konzert 18.15 Uhr
Weltweit einmalige Konzertreihe, die Musik und Renaissancekultur in den Mittelpunkt stellt. «Eine Renaissance der Renaissance», welche durch professionelle Musiker:innen aus Basel erfahrbar gemacht wird.