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Saxophon 19. und 20. Jahrhundert

Durch Experimente und Umgestalten bestehender Instrumente entstand ab den 1830er Jahren eine ganze Reihe neuer Instrumente, die das Bedürfnis nach anderen, weicheren und flexibleren Klangfarben zu erfüllen vermochten. Einige dieser Erfindungen waren von ausserordentlichem Erfolg gekrönt, so etwa das um 1828 aus dem Posthorn hervorgegangene Kornett oder das 1846 patentierte, sich an der Klarinette orientierende Saxophon von Adolphe (Antoine-Joseph) Sax, der 1814 im belgischen Dinant geboren wurde und 1894 in Paris gestorben ist. Bereits am 1. Dezember 1844 war erstmals ein Saxophon erklungen, dies nicht etwa in einer Militärkapelle, sondern im Pariser Opernorchester.

Eine Gruppe ehemaliger Basler Amateur-Jazzmusiker hat dem Museum 1996 zehn Instrumente aus der Privatsammlung von Ernst W. Buser in Binningen als Geschenk übergeben, unter anderem ein originales Saxophonquartett mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Bariton-Instrument, das zwischen 1856 und 1863 in Paris von Adolphe Sax hergestellt wurde. 1997 kamen aus derselben Sammlung sechs weitere Instrumente hinzu. Aus der Sammlung Bernoulli schliesslich stammen weitere Zeugnisse der reichen Erfindungsgabe von Adolphe Sax wie etwa Saxhörner und Saxtrompeten.

Damit soll auch auf ein wichtiges Kapitel Basler Musikgeschichte hingewiesen werden: Jazz in Basel. Die ersten Anfänge gehen in die 1920er Jahre zurück. Mit dem neuen Stil des Swing entstanden in den 1940er Jahren zahlreiche Jazzgruppen, die Tanzmusik spielten. Häufig waren junge Männer aus alteingesessenen Basler Familien Mitglieder dieser Bands.

Dass der Jazz in Basel einen eigenen Stellenwert erobern und immer tiefere Wurzeln schlagen konnte, davon zeugen später die Anfänge der Jazzschule (1986), die Integration ihrer Berufsabteilung in die Musikhochschule (1999) und die Eröffnung des Jazzcampus Basel (2014). Seit 1999 befindet sich einer der gefragtesten Jazzclubs in Europa, «the bird’s eye», in der ehemaligen Gefängnisturnhalle im Lohnhof.

Technische Merkmale und Besonderheiten

Überblasen der Einfachrohrblattinstrumente
Die physikalischen Gegebenheiten der Einfachrohrblattinstrumente sind sehr komplex. So überbläst das Saxophon aufgrund der konischen Bohrung in der Oktave, während die zylindrisch gebohrten Klarinetten in der Duodezime überblasen.

Grundton der Kesselmundstückinstrumente
Der angegebene Grundton wurde aus der Instrumentenlänge errechnet und bezieht sich auf a1=440 Hz. Damit ist eine Vergleichbarkeit der im Laufe der Zeit teilweise veränderten Instrumente gegeben. Unberücksichtigt bleiben dabei die historischen Stimmungen.

Eine Auswahl von Musikbeispielen:

"Allegro vivace, 3. Satz aus Premier Quatuor, op. 53 für ein Saxophon-Quartett", (1857) // Jean-Baptiste Singelée (1812-1876) // Quatuor Ars Gallica, Jérôme Bartalucci, Serge Bertocchi, Claude Héraud, Hervé Saillard // P/C 1996; Lidi 0106044-96.
"Älteste bestehende Aufnahme mit Saxophon", (1897) // E. W. Buser: (1897, Karneval v. Venedig?).

Die Aufnahme wurde uns freundlicherweise von Ernst W. Buser, Binningen, zur Verfügung gestellt.
"Frühe franz. Militärmusik für Saxophon", (1912 (?)) // Garde républicaine Paris.

Die Aufnahme wurde uns freundlicherweise von Ernst W. Buser, Binningen, zur Verfügung gestellt.
"Blues for Alice" // Charlie Parker, Saxophon (1920-1955), Red Rodney, John Lewis, Ray Brown, Kenny Clarke, Aufnahme 8. August 1951, New York // P/C 1993; Verve Jazz Masters 15, 519 827-2.
"Andante sostenuto, 3. Satz aus Quintett Es-Dur, op. 34 für Saxophon und Streichquartett", (1925) // Adolf Busch (1891-1952) // Ivan Roth, Saxophon, Erato-Quartett // P 1992/ C 1991; MGB CD 6108 - Musikszene Schweiz.

Adolf Busch, vor allem als erster Geiger des gleichnamigen Busch-Quartetts bekannt, weilte von 1927 bis 1939 in Riehen bei Basel im Exil.
"XAS für ein Saxophon-Quartett 20. Jh.", (1987) // Iannis Xenakis (geb. 1922) // The Raschèr Saxophone Quartet, Carina Raschèr, Harry Kinross White, Bruce Weinberger, Linda Bangs // P/C 1994; CAP 21435.
 
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