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Vorraum 1. OG: «Besaitete Tasteninstrumente»

In diesen Raum können Sie verschiedene besaitete Tasteninstrumente entdecken.

Cembalo
Das Cembalo ist ein mit Metallsaiten bezogenes Tasteninstrument mit einem flügelförmigen Gehäuse. Die Saiten verlaufen gerade von den Tasten weg und stellen quasi eine Verlängerung derselben dar. Da für die tiefen Töne längere Saiten benötigt werden als für die hohen, bietet sich als Gehäuse die Flügelform an.
Die Tonerzeugung geschieht dadurch, dass die Saite durch ein Plektrum angezupft wird, das meist aus einem Vogelfederkiel besteht. Man zählt daher das Cembalo wie auch Spinett und Virginal zu den "Kielklavieren".

Das Plektrum ist beweglich in einem senkrechten Holzstäbchen, dem sogenannten "Springer" gelagert und befindet sich in Ruhestellung unterhalb der Saite. Der Springer ruht auf dem Tastenende und wird in einem Rechen geführt. Wird die Taste niedergedrückt, so hebt sich am andern Ende der Springer, und das Plektrum zupft die Saite an. Das Plektrum ist in eine bewegliche Zunge eingesteckt. Beim Verlassen der Taste weicht diese nach hinten aus, so dass das Plektrum an der Saite vorbeigleiten kann, ohne sie nochmals anzuzupfen. Eine Feder an der Rückseite der Zunge drückt diese wieder in ihre Ausgangsstellung zurück, so dass die Taste bzw. die Mechanik wieder anschlagsbereit ist. Die Saite wird durch ein Dämpferfähnchen abgedämpft.

Die Lautstärke kann bei den Instrumenten mit Kielmechanik nicht durch den Tastenanschlag verändert werden. Für Klangkontraste verfügt ein Cembalo daher meist über mehrere Saiten pro Taste, die entweder dem Notenbild entsprechend (Achtfuss-Register) oder im Oktav-Abstand (Vierfuss-Register, wenn eine Oktave höher) gestimmt sind.
Eine Reihe von Saiten wird als "Register" bezeichnet. Die einzelnen Register können unabhängig voneinander ein- oder ausgeschaltet werden. Bei den Instrumenten mit zwei Manualen sind dadurch gleichzeitige oder schnell wechselnde Unterschiede in Klangfarbe und Lautstärke möglich.
Die Anreissstelle der Saite durch das Plektrum kann näher bei ihrem Endpunkt oder weiter davon entfernt liegen. Die Nähe hat einen nasalen, die grössere Entfernung einen volleren, grundtönigen Klang zur Folge. Dementsprechend finden sich Instrumente, bei denen eine Saite über zwei unterschiedlich positionierte Springer und damit Anreisspunkte verfügt.

Clavichord
Das Clavichord ist ein mit Metallsaiten bezogenes Tasteninstrument in einem zumeist rechteckigen Gehäuse. Es besitzt eine sehr einfache Mechanik. Ein oben abgeflachter Metallstift, die sogenannte "Tangente" (von lateinisch tangere = berühren) sitzt hinten auf der Taste. Wird die Taste vorne niedergedrückt, so berührt die Tangente die Saite, versetzt sie in Schwingung und dient gleichzeitig als Begrenzungspunkt der schwingenden Saitenlänge. Links von der Tangente sind Tuchstreifen zwischen die Saiten geflochten. Sie dämpfen den Teil der Saite links von der Tangente und, wenn die Taste aufgehoben wird, die ganze Saite ab.

Diese einfache Mechanik erlaubt es, den Ton auch nach erfolgtem Anschlag zu beeinflussen. Durch mehrmaliges Nachdrücken der Taste kann die Saitenspannung verändert werden, es entsteht ein Vibrato-Effekt, die sogenannte "Bebung". Auch die Lautstärke des Clavichords kann durch kräftigeren oder schwächeren Tastenanschlag variiert werden.
Das Clavichord klingt leise. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Saitenerregung an einem Schwingungsknoten erfolgt. Zur Vergrösserung der Lautstärke bilden daher häufig zwei auf die gleiche Tonhöhe eingestimmte Saiten eine gemeinsame Gruppe.

Das Clavichord ist aus dem Monochord, dem in der Musik wichtigsten mittelalterlichen Mess- und Demonstrationsinstrument entstanden. Hier wurden die Saitenlängenverhältnisse und die daraus resultierenden unterschiedlichen Tonhöhen an einer einzigen Saite veranschaulicht. Darauf zurückgehend teilen sich beim Clavichord zuweilen mehrere Tasten eine gemeinsame Saite bzw. ein Saitenpaar. Die unterschiedlichen Tonhöhen entstehen dann dadurch, dass die Tangenten der benachbarten Tasten dieselben Saiten an verschiedenen Stellen berühren. Diese Instrumente nennt man "gebundene" Clavichorde. Vor allem im 17. Jahrhundert wurden Clavichorde mit Dreierbindungen hergestellt. Besitzt jede Taste hingegen eine eigene Saite bzw. ein eigenes Saitenpaar, so spricht man von einem "bundfreien" Clavichord.

Hammerflügel
Der Hammerflügel ist um 1700 von dem Florentiner Instrumentenmacher Bartolomeo Cristofori (1655 - 1731) aus dem Cembalo entwickelt worden.
Cristofori baute in ein flügelförmiges Instrument eine Mechanik ein, bei der die Saiten durch kleine Hämmerchen erregt werden. Die Saiten verlaufen gerade von den Tasten weg, ungefähr parallel zur Längswand des Instrumentengehäuses.
Die anfänglich zierlichen Hammerflügel wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts mit immer stärkeren Saiten und zunehmend grösseren Hämmern versehen. Sie erhielten grössere Gehäuse und stabilere Konstruktionen. Es entstanden schliesslich die heutigen Konzertflügel mit Gusseisenrahmen, die Konzertsäle von beträchtlichem Ausmass klanglich zu füllen vermögen.

Die Klavierbauerfamilien Stein und Streicher
Johann Andreas Stein, das erste bedeutende Mitglied der Klavierbauerfamilie Stein-Streicher, wurde am 6. Mai 1728 in Heidelsheim in der Nähe von Karlsruhe als Sohn des Orgelbauers Johann Georg Stein (1697 - 1754) geboren. Nach anfänglicher Ausbildung bei seinem Vater ging er 1748 nach Strassburg zum Orgel- und Instrumentenmacher Johann Andreas Silbermann (1678 - 1734) in die Lehre. Von 1749 bis 1750 arbeitete er in Regensburg bei dem Orgelbauer Franz Jakob Späth (1714 - 1786).
1751 trat Stein die Nachfolge des verstorbenen Augsburger Stadtorgelmachers Johann Christoph Leo (1675 - 1749) an. In seiner Augsburger Zeit brachte er es zu grossem Ansehen und überregionalem Ruhm. Seine Hammerflügel wurden von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) sehr geschätzt. Die Augsburger Intelligenzblätter zeugen von seinem Erfindungsreichtum. Johann Andreas Stein starb am 29. Februar 1792 in Augsburg.
Bereits in Steins letzten Lebensjahren wurde die Werkstatt von seiner am 2. Januar 1769 geborenen Tochter Nannette unter Mithilfe ihres Bruders Matthäus Andreas (1776 - 1842) geleitet. Beide führten nach dem Tod des Vaters die Werkstatt gemäss dem Willen der Mutter noch zwei Jahre in Augsburg weiter und übersiedelten dann zusammen mit einem weiteren Bruder, Friedrich, nach Wien. Dort unterhielten sie bis 1802 eine gemeinsame Werkstatt unter dem Namen 'Geschwister Stein' bzw. 'Frère et Soeur Stein'.
Nach der Trennung der Geschwister gelang es der seit 1794 mit Andreas Streicher (1761 - 1833) verheirateten Nannette, ihre Werkstatt selbständig weiterzuführen. Sie firmierte unter 'Nannette Streicher née Stein'. 1823 nahm sie ihren Sohn Johann Baptist (1796 - 1871) in die Firma auf, der das Unternehmen nach ihrem Tod am 16. Januar 1833 übernahm und sehr erfolgreich weiterführte.

 
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