Basel, um 1600
Freiestrasse, Basel
Eichenholz geschnitzt, bemalt
H. 171 cm
Inv. 1870.1202.
Wilde Leute waren im Mittelalter ein sehr beliebtes Motiv, wobei die Bezeichnung "wild" ein breites Spektrum von Verhaltensmustern umfasste und alles Fremdartige und Aussergewöhnliche meinen konnte. Wilde Leute erscheinen auf zahlreichen oberrheinischen Wirkteppichen, auf Minnekästchen und grafischen Blättern, aber auch auf Basler Glasgemälden. Am Dreikönigstag 1435 führten wilde Leute vor dem Basler Stadtadel und den Gästen des Konzils einen Tanz auf. Wildleute besassen menschlichen Körperbau, den ein dichtes Haar- oder Fellkleid bedeckte. Der wilde Mann trug meistens eine Keule oder einen Baumstamm mit Wurzelwerk. Diese Figuren, die eine Schöpfung des Stadtpatriziats und der Hofgesellschaft waren, wollten stets belehren. Mit der Popularisierung in der Renaissance und im Barock verloren die wilden Leute den moralisierenden Charakter allerdings weitgehend. Die um 1600 geschaffene Rundplastik eines wilden Mannes will nicht mehr belehren, obwohl die Figur mit Haarpelz, Blätter- und Früchtekranz um Haupt und Lenden sowie einem Baumstamm in der Rechten in der Tradition mittelalterlicher Vorbilder fusst. Noch heute spielt der wilde Mann im Basler Brauchtum eine wichtige Rolle.
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