Basel, 1855 datiert
Schwarzlot- und Silbergelbmalerei auf Glas, Bleinetz; Holzrahmen
H. 49,4 cm, B. 55 cm (Rahmen); H. 44,4 cm, B. 47 cm (Bildausschnitt)
Inv. 2010.305.
Augenfällig in dieser Wappenscheibe ist der stilistische Kontrast zwischen dem Hauptbild und dem Oberbild. Während das Zentrum der Darstellung den Formen des 16. Jahrhunderts verhaftet ist, sind in das Oberbild bildliche Zeugnisse der Anfänge der Basler Chemieindustrie eingeflossen. Oben rechts ist die Färberei von Johann Jakob Müller-Hauser in der St. Johanns-Vorstadt 14 zu erkennen. Um eine Fabrik der Familie Müller handelt es sich sicher auch bei den Gebäuden in der linken oberen Ecke der Scheibe. Dieser Betrieb ist jedoch nicht einwandfrei zu identifizieren, da industrielle Anlagen solcher Art ab dem späten 19. Jahrhundert auf beiden Rheinufern ausserhalb der alten Stadt verbreitet waren und allesamt nicht erhalten sind.
Die Scheibe ist im unteren Streifen links von der Mitte mit den ligierten Buchstaben AM (oder MA?) bezeichnet, die wahrscheinlich auf den Freiburger Glasmaler Albert Merzweiler (1844-1906) verweisen. Dieser war 1875 in die Glasmalereiwerkstatt Helmle in Freiburg eingestiegen und führte diese nach 1893 zusammen mit Karl Jennes (1852-1924) weiter. Merzweiler griff häufig auf das Vorbild von Glasgemälden der Renaissance zurück, um sie für neue Wappenscheiben zu nutzen. Die Rahmenarchitektur hingegen ist in historistischer Manier mit vereinfachten gotischen und Renaissance-Formen gestaltet, wie sie erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts üblich waren.