Schweiz oder Süddeutschland, um 1460
Holz, Bein, tierische Sehnen, Birkenrinde,
Hanfschnüre, Leder, Eisen und Horn
L. Säule 78,5 cm
L. Bogen 70 cm
Inv. 1990.370.
mit Sonderkredit der Basler Regierung
Die Armbrust war die wichtigste Fernwaffe des Spätmittelalters. Das Inventar der Basler Rüstkammer aus dem Jahre 1361 nennt bereits 143 Armbrüste in städtischem Besitz. Trotz technischer Verbesserungen wurde die Armbrust als Kriegswaffe noch vor 1500 durch die Schiessbüchse verdrängt. Fortan war sie nur noch Jagd- und Sportwaffe. Die Armbrust der Spätgotik trägt - im Unterschied zu späteren Exemplaren mit dem Stahlbogen - noch den Hornbogen. Der Bogenkern besteht aus mehreren zusammengeleimten Hornschichten. Auf dem Bogenrücken (Zielseite) sind einige Lagen tierischen Sehnenmaterials aufgetragen; Birkenrinde soll den kostbaren Bogen vor dem Austrocknen schützen. Der Schaft (Säule) aus Fruchtholz ist teilweise verbeint. Beidseits der Säule ist vorne ein kleiner, linksgerichteter Baselstab eingebrannt. Die Armbrust mit dem grossen Steigbügel musste mit dem Haken gespannt werden. Der Schütze stellte die Waffe verkehrt auf den Boden, kniete mit dem Bein nieder, trat mit dem anderen Fuss in den bügelförmigen Ring, legte den am Gurt befestigten Haken in die Sehne und spannte die Armbrust, indem er sich aufrichtete. Da Wilhelm Tell den berühmten Apfelschuss mit einer Armbrust ausführte, erlangte diese Waffe in der Schweiz tiefen Symbolgehalt; heute ist die Armbrust u.a. Gütesiegel für schweizerische Qualitätsprodukte.