Basel (?), um 1780
Anton Graff (1736 - 1813) (?)
Papier; Aquarell, gefirnist
Dm. 12,3 cm (mit Rahmen)
Inv. 2004.70.
Das ausdrucksstarke, aquarellierte Brustporträt gibt Johann Rudolf Burckhardt, den erfolgreichen Seidenbandfabrikanten, Kunstliebhaber und Erbauer des Stadtpalais Haus zum Kirschgarten, sehr lebensnah wieder. Der nach links seitlich Dargestellte blickt den Betrachter mit ernstem Ausdruck und leicht geröteten, vollen Wangen direkt an. Die legere Kleidung lässt ein privates Darstellungsmoment anklingen: Er trägt ein dunkles, durch weiche Falten charakterisiertes Gewand mit grünem Revers über einem weissen, offenen Hemd. Die Frisur folgt der Mode der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Die langen, lockigen Haare sind im Nacken zu einem Zopf gebunden, die Seitenhaare über den Ohren zu einer Rolle eingeschlagen.
In ähnlich legerer Attitüde wird Burckhardt fast ganzfigurig in einem qualitätvollen Ölporträt des Dresdner Hofmalers Anton Graff (1736 - 1813) - Bahnbrecher des natürlichen Porträts - dargestellt (Haus zum Kirschgarten, Vestibül). Derselbe Maler hat auch ein ovales Brustbildnis Burckhardts in Öl geschaffen (Privatbesitz), zu dem das Aquarell eine Studie sein könnte; in diesem Falle wäre es ein Zeugnis aus dem Schaffensprozess eines erfolgreichen Hofporträtisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es könnte aber auch ein anderer Maler die Vorlage Graffs ko-piert haben. Die exakten Übereinstimmungen von Haltung, Bekleidung und Gesichtsausdruck geben Anlass zu diesen Vermutungen.
Das Porträt erweitert den insgesamt raren Bestand an Darstellungen vom Auftraggeber des Hauses zum Kirschgarten.