Basel Umkreis Bartholomäus Ruthenzweig, um 1476/84
Tempera auf Tannenholz
H. 109,5, B. 96 cm (geschlossen)
Inv. 1978.322.
Von der Kirchenausstattung der Basler Barfüsserkirche hat nur der spätgotische Flügelaltar, der den Namen seines Stifters, eines Basler Bürgermeisters, trägt, die Reformation und den Bildersturm 1529 überdauert. Das Bildprogramm widerspiegelt in seiner franziskanisch geprägten Mariensymbolik die in Basel in jenen Jahren geführten kirchlichen Auseinandersetzungen um das Dogma der Unbefleckten Empfängnis; sogar die Wappen des Stifterpaares Rot und Rümlang fügen sich mit den Wappenbildern Rose und Einhorn darin ein. Maria im Strahlenkranz zwischen den Erzengeln Gabriel und Michael nimmt - die Pforte des Paradieses verkörpernd - das Mittelbild ein, flankiert von 30 Heiligen auf den Flügelinnenseiten. Das Auferstehungswunder aussen folgt zwar dem um 1475 entstandenen Kupferstich Schongauers, doch aufersteht Christus durch den geschlossenen Sarkophagdeckel, eine symbolische Anspielung auf seine Menschwerdung aus der Jungfrau.
Als rares Zeugnis der Basler Tafelmalerei der Spätgotik dokumentiert der Altar den unmittelbaren Einfluss des Colmarer Meisters, aber auch - mit dem motivischen Zitat des Erzengels Michael nach einem Werk von Colijn de Coter - die Übernahme niederländischer Vorbilder durch die Basler Werkstatt.