Wohl Süddeutschland, Mitte 18. Jh.
Nussbaumholz mit Eisenbeschlägen; Marmor- und
Brokatpapier; Zinn- und Glasgefässe
H. 17 cm, B. 16 cm, T. 15,8 cm (vorn)
H. 19 cm, B. 22 cm, T. 21,2 cm (hinten)
Historisches Museum Basel,
Inv. 1889.126. (vorn)
Inv. 1892.26. (hinten)
Von kompakter Würfelform und robuster Machart, mit kräftigen Eisenbeschlägen verstärkt, abschliessbar und mit jeweils drei Griffen gut zu heben – so zeigen sich die beiden Reiseapotheken in geschlossenem Zustand. Öffnet man den Deckel und die beiden Flügel, so präsentiert sich übersichtlich der Inhalt. In dicht schliessenden Glasflaschen und Zinndosen mit Schraubverschluss wurden
Arzneien verwahrt. Die Gefässe wurden so eng in die Fächer eingepasst, dass ein Zerbrechen oder Verschütten beim
Transport unmöglich war. Die flachen Schubladen enthielten ursprünglich wohl Papiercouverts mit Pulvern oder Pflastern, eine zum Abmessen notwendige Waage und auch Aufzeichnungen eines Arztes oder Apothekers über Anwendungsart
und Dosierung der Medikamente. Diese bestanden vermutlich aus Arzneien, die auf Reisen allgemein sinnvoll waren, wie etwa desinfizierenden Tinkturen zur Behandlung kleinerer Verwundungen. Darüber hinaus konnte die Zusammenstellung auch passend zu den Beschwerden und Bedürfnissen des Besitzers erfolgen. Beschriftete Papieretiketten, die man durch die Sichtfenster ablesen konnte, bezeichneten den Inhalt der Gefässe.
Im 18. Jahrhundert besassen nur grössere Ortschaften eine Apotheke, und selbst dann konnte ein hilfesuchender Reisender nicht davon ausgehen, dass die benötigten Mittel vorhanden waren. Standardisierte Arzneien gab es noch nicht, und wollte man auf die gewohnte Medikation nicht verzichten, so tat man gut daran, seine eigene kleine Apotheke mit sich zu führen. Bestimmt waren diese recht aufwendigen Reiseapotheken für eine finanzkräftige Käuferschaft, die sich eine eigene Kutsche leisten konnte; bei anderen Formen des Reisens wäre die Mitnahme dieser schweren Kästen wohl allzu beschwerlich gewesen. Solche Reiseapotheken sind in grösserer Zahl in vielen europäischen Sammlungen erhalten geblieben. Sie folgen einem festen Typus, bei dem sich die verschiedenen Exemplare durch ihre Grösse und das im Deckel eingeklebte Papier unterscheiden. Meist handelt es sich dabei um Brokatpapier, wie es vor allem in Augsburg hergestellt wurde. Es ist der einzige dekorative Bestandteil der ansonsten sehr funktional gestalteten Kästchen. Der Ort, an dem sie produziert wurden, ist in Süddeutschland zu vermuten.
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