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Handwerk und Gewerbe

Gesellenbrief für den Zimmermann Franz Gessler

Eckdaten

Anton Tischler, Pest (Budapest), 18. Juni 1803

Kupferstich, handschriftlich ergänzt; Siegellack

H. 39 cm, B. 50 cm

Inv. 1894.280.

Beschreibung

Seit dem ausgehenden Mittelalter war es für Handwerker üblich, sich nach der Ausbildung auf eine mehrjährige Wanderschaft durch Europa zu begeben. Von dieser Walz zeugen noch heute unzählige Gesellenbriefe, die Aufenthalt und Tätigkeit an einem fremden Ort bescheinigten.
Dies gilt auch für das Schreiben, das dem Basler Zimmermann Franz Lukas Gessler (1785–1837) 1803 in Pest ausgestellt wurde. Der Kupferstich des Wieners Anton Tischler (1721–1780) zeigt über einem grösseren Textabschnitt eine Ansicht der Stadt Pest vom gegenüberliegenden Buda aus gesehen. Die Donau wird überspannt von der seit 1776 jeweils von Frühling bis Herbst betriebenen, die beiden Städte verbindenden Pontonbrücke (Schwimmbrücke).
Stadtansicht und Text werden von einem Rahmen mit Blumenranken eingefasst, auf dem oben mittig der Reichsschild mit Doppeladler prangt. Die Ecken sind mit den Wappen der Königreiche Ungarn, Slavonien, Kroatien und Dalmatien besetzt (im Uhrzeigersinn von oben links beginnend), die allesamt der ungarischen Krone angehörten.
Der Text des Gesellenbriefes ist in Deutsch verfasst, da die Stadt seit der Eroberung Ungarns durch die Habsburger im Jahr 1686 zum Kaiserreich gehörte. 1723 wurde Pest administrativer Verwaltungssitz Ungarns, 1780 wurde Deutsch als Amtssprache eingeführt. Die Inschrift liest sich wie folgt: «Der k. k. Ober- und Untervorsteher und andere Meister des ehrsamen Handwerks der bürgerlichen Zimmermeister in der königl. Frey und Komertz=stadt Pest in Oberungarn bescheinigen hiermit, das gegenwärtiger Zimmergesell, namens Franz Gäßler von Basl aus Schweitz gebürtig, so 20 Jahr alt, und von großer Statur, auch braunen Haaren, bei uns allhier – Jahr, 20. Wochen in Arbeit gestanden, und sich während dieser Zeit treu, fleißig, still, friedsam, und ehrlich wie es einem ieden ehrlichen Zimmergesellen zustehet verhalten habe: in welcher Hinsicht unsere sammentliche Mitmeister diesen Gesellen nach Handwerksgebrauch überall geneigt fördern wollen, geziemend ersucht werden. Gegeben in Pest, den 18. Juny im Jahr 1803.» Nach seiner Rückkehr nach Basel liess sich Gessler, wie man zeitgenössischen Adressverzeichnissen entnehmen kann, in Kleinbasel nahe des Riehentors nieder, wurde zu Spinnwettern zünftig, heiratete Anna Christina Burckhardt (1786–1844), mit der er zwei Töchter bekam, und wurde später Stadtrat. Als Zimmermann in Erscheinung trat er – wie eine im Historischen Museum Basel aufbewahrte Urkunde bestätigt (Inv. 1959.88.1.) – besonders durch seine Beteiligung am Bau des von seinem Zunftbruder Melchior Berri geplanten Stadtcasinos, das 1826 in Betrieb genommen wurde. Bis heute erinnert ein Epitaph an der St. Theodors- Kirche an den Basler Zimmermann.

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