Basel, um 1500
Temperamalerei auf Leinwand
H. 95, B. 95 cm
Inv. 1875.84.
Die fünfzehn Zünfte, eigentlich Berufsgenossenschaften, übten in Basel während Jahrhunderten grössten Einfluss aus, denn sie bildeten bis ins 19. Jahrhundert gleichsam die Säulen des Staates: Der dreissigköpfige Rat setzte sich aus je einem Ratsherrn und einem Meister der Zünfte zusammen. Die vier vornehmen Herrenzünfte Schlüssel, Hausgenossen, Weinleute und Safran vereinigten den Handels- und Fabrikantenstand, während die elf übrigen Zünfte die eigentlichen Handwerker umfassten. Die Zunft zu Weinleuten, die man wegen der Gelte im Wappen auch Geltenzunft nannte, wird 1357 erstmals erwähnt. In ihr waren Weinhändler, Inhaber von Weinschenken, Weinlader, Weinmesser und Weinrufer vereinigt. Neben berufsspezifischen und politischen Aufgaben übten die Zünfte auch religiöse Funktionen aus. Die Fahne spiegelt die religiöse Bindung der Weinleute, denn sie zeigt nicht das Zunftwappen, sondern den Patron der Winzer. Papst Urban I. (222-230) steht vor einem mit Reben umrankten Stangengerüst und hält eine Traube hoch. Der Urbanstag (25. Mai), der in die beginnende Rebenblüte fällt, war besonders in der weinreichen Gegend des Oberrheins mit religiösem Brauchtum wie Wallfahrten und Prozessionen durchsetzt.