Mitte 19. Jh.
Herstellungsort unbekannt
Vorbesitzer: Johann Rudolf Koelner (1800-1877)
Korkeiche
L. 93 cm
Inv. 2007.175.
Der Spazierstock ist von einem Erscheinungsbild, wie es urwüchsiger kaum sein könnte. Die Oberfläche der Korkeiche scheint unbehandelt und weist noch die natürliche Rindenstruktur auf. An exponierten Stellen ist die Rinde durch den häufigen Gebrauch abgewetzt. Insgesamt macht der Spazierstock in seiner Urtümlichkeit einen archaischen, von jeglicher Ver-feinerung weit entfernten Eindruck und stellt damit ein sprechendes Zeugnis für die politische Tonart seines vormaligen Besitzers dar.
Johann Rudolf Koelner nämlich war kein Mann der leisen Töne. Der in Basel geborene und aufgewachsene Sohn eines Gymnasiallehrers kam seiner freigeistigen Äusserungen, aber auch seines ruhelosen und oft schwermütigen Wesens wegen bald mit seinen Vorgesetzten in Konflikt. 1829 wurde er von seiner Anstellung als Lehrer suspendiert. Mit dem Beginn der Verfassungswirren Ende 1830 fing auch Koelners politische Laufbahn an, wobei er klar Partei für die Bevölkerung der Landschaft ergriff. Im Jahr darauf schlug er sich endgültig auf die Seite der Aufständischen. Mit seinen politischen Schriften wie beispielsweise «Der Aristokraten-Totentanz» (1832) und «Raurazische Lieder» (1833) heizte er zusätzlich die politische Stimmung an.
Am 3. August 1833 kämpfte Koelner als Anführer eines Streifkorps auf den Anhöhen bei Pratteln, wo er von einem Streif-schuss verwundet wurde. 1847 meldete sich der rastlose Freigeist nochmals als Freiwilliger der Schützenkompanie für den letzten schweizerischen Bürgerkrieg, den Sonderbundsfeldzug. Danach lebte Koelner als Rechtsberater und Publizist abwechslungsweise im Baselbiet und in der Stadt Basel. Zurückgezogen und einsam starb der ehemalige Freiheitskämpfer im Januar 1877 in Liestal.