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Handwerk und Gewerbe

Lehrbrief für den Konditor Johann Jakob Erzberger

Cartel

Berlin, 3. April 1768

Tuschzeichnung, aquarelliert, auf Pergament

H. 35,5 cm, B. 62,3 cm

Inv. 1896.156.

Description

Der Lehrbrief für den Basler Konditor Johann Jakob Erzberger (1745–1828) ist ein besonders prächtiges Exemplar seiner Gattung: Kalligrafische Inschriften, vielfältige Pflanzendarstellungen und als Tafelaufsätze dargestellte Süssspeisen zieren das Blatt. Oben in der Mitte stechen die verschlungenen Initialen EC in einer reich ornamentierten und bekrönten Kartusche hervor. Die königliche Insignie, die Initialen und der Text verweisen auf die Herkunft des Briefes: Ausgestellt hat ihn am 3. April 1768 in Berlin Johann Jakob Meyer (vor 1712–nach 1773), der Hofkonditor der «Allerdurchlauchtigsten Großmächtigsten Fürstin und Frauen, Frauen Elisabeth Christinen, Königin von Preußen», Gemahlin Friedrichs II.
Konditormeister Johann Jakob Meyer war baslerischer Herkunft und nahm Johann Jakob Erzberger 1764 als Lehrling auf. Nach vierjähriger Ausbildung wurde Erzberger mit besten Zeugnissen in die Arbeitswelt entlassen.
Er kehrte nach Basel zurück, wurde 1778 in die Safranzunft aufgenommen und liess sich als Zuckerbäcker an der Schneidergasse nieder. Vermutlich half ihm seine Ausbildung, sich in Basel zu etablieren, denn der Beruf des Zuckerbäckers zählte seit 1716 zu den zunftfreien Berufen, was viele ungelernte Konkurrenten auf den Plan rief. Zweifelsohne war die Lehre an einem europäischen Hof ein gewichtiger Wettbewerbsvorteil.
Kurz nach Erzbergers Heimreise gingen zwei andere Basler den umgekehrten Weg: 1770 siedelten Anna Maria Fechter-Meyer (1712–1795) und ihr Sohn Johann Ulrich Fechter (1734–1799) nach Berlin über und wohnten vermutlich fortan bei Anna Marias Bruder, dem genannten Johann Jakob Meyer. Anna Maria hatte schon 1755 ihren Ehemann verloren, ihr Sohn hatte wie sein Onkel das Konditorenhandwerk erlernt. Ein gelbes Widmungsband aus Seide (Historisches Museum Basel, Inv. 1935.101.), das Anna Maria und ihrem Bruder 1773 von Freunden geschenkt wurde, weist Anna Marias Aufenthalt in Berlin nach. Johann Ulrich wurde später Hofkonditor und blieb wie seine Mutter für den Rest seines Lebens in Berlin.
Die Präsenz eines Baslers im Ausland wirkte sich im vorliegenden Fall bis in die Heimat aus: Nicht nur, dass Meyer in Erzberger einen Lehrling aus der Vaterstadt fand, sondern auch, dass seine Schwester nach Berlin zog und sein Neffe ihn als Hofkonditor beerbte, deutet an, wie wichtig Aufbau und Pflege eines Netzwerks selbst über die Landesgrenzen hinaus waren. Beispielhaft wird hier sichtbar, dass über grosse Distanzen hinweg soziale Verflechtungen bestanden und gezielt genutzt wurden.

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