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Goldschmiedekunst

Körbchen aus Silberdraht mit emaillierten Fröschen und Krebsen.

Cartel

Körbchen aus Silberdraht

Augsburg (?), frühes 17. Jahrhundert

Silberdraht; Silber, vergoldet, emailliert

H. 6 cm (8 cm mit Bügel), B. 8,2 cm, T. 6,2 cm

Inv. 1905.251.

Description

Der Reiz dieses Objektes liegt in der Kombination der alltäglichen Form des Korbes, der verbreiteten Flechttechnik, den kostbaren Materialien und der Reduktion der Grösse. In seinen Formen unterscheidet es sich nicht von grossen Exemplaren aus Weidenruten: Auf querovalem Grundriss erhebt es sich über einem gewölbten Stehrand und geschwungener steiler Wandung. Auf dem flach gewölbten Deckel hocken über den Längsseiten zur Mitte hin gewendet zwei grün emaillierte Frösche, über den Schmalseiten zwei rote Hummer. In der Mitte sitzt ein dritter, kleinerer Frosch. In den Diagonalen gliedern den Deckel vier silbervergoldete flache Rosetten sowie vier stehende Knäufe. Der Deckel lässt sich mittels eines volutenartig geschwungenen Bügels mit abschliessendem Knauf öffnen. Ähnlich gestaltet ist der eine von zwei verbliebenen Henkeln an der Schmalseite.
Das Körbchen ist eine reine Flechtarbeit, die gänzlich ohne Lötung auskommt. Daher sollte hier nicht von Filigran die Rede sein, das üblicherweise gelötet ist. Der aufgesetzte Schmuck ist auf sehr simple Weise mit Draht fixiert, der zum Beispiel lediglich um die Beine der Tiere gewickelt wurde. Immerhin wurde für die Befestigung der vergoldeten Elemente gleichfalls vergoldeter Draht verwendet, der ebenso als primitives Scharnier für den Deckel dient.
Vergleichbare Körbe befinden, beziehungsweise befanden sich in verschiedenen Sammlungen Europas, so in der Münchner Kunstkammer (verloren), der Fürst Esterhazyschen Privatstiftung Burg Forchtenstein im Burgenland und im Regio Museo Nazionale in Palermo. Zwei weitere Körbchen waren zuletzt im Kunsthandel, in der Kunstkammer Georg Laue, bezeugt. Von diesen ist das Stück, das dem Basler Exemplar in den Dimensionen ähnelt, zudem mit einem Schloss versehen (Kat. Palermo 2001, S. 268, Nr. II.107 [Santina Grasso]; Sauerländer 2008, S. 250–251, Nr. 772,1 (657); S. 265–266, Nr. 817 (707) [Peter Volk, Lorenz Seelig]; Mundt 2009, S. 247–248).
Obwohl die Herkunft dieser Körbchen nirgends überliefert ist, dürften sie aus den süddeutschen Zentren der Goldschmiedekunst, Nürnberg oder Augsburg, stammen, mit grösserer Wahrscheinlichkeit aus letzterer Stadt. Dort bezeugt der Augsburger Kaufmann Philipp Hainhofer im frühen 17. Jahrhundert die zahlreichen Körbe und Schalen, die «die schwertzin» (Frau Schwarz) aus Silber- und Golddraht gefertigt habe und die sich grosser Beliebtheit in ganz Europa erfreuten (Sauerländer 2008, S. 250–251, Nr. 772,1 [657]). Tatsächlich handelt es sich bei diesen Körbchen weniger um komplexe Erzeugnisse der Goldschmiede als vielmehr um handwerkliche Arbeiten, die ohne zu grossen Aufwand zu verrichten waren und die sich technisch nicht vom Flechten von Weidenkörben unterschieden. Häufig wurden diese Arbeiten daher von Frauen übernommen. Die Silberkörbchen wurden unter Verwendung vorgefertigter Dekorationselemente seriell produziert und waren keine unikalen Werke. Wenn geflochtene Silberarbeiten auch mit einem womöglich Hans Jamnitzer zuzuschreibenden Relief kombiniert wurden – so im Fall eines Objekts in der Münchner Residenz-Schatzkammer –, ist der Jamnitzerwerkstatt nicht auch die Flechtarbeit zuzurechnen. Angesichts ihrer winzigen Grösse sind die Tiere auf dem Korbdeckel zudem nicht unter die von Wenzel Jamnitzer und anderen praktizierten Naturabgüsse zu rechnen. Was die Körbchen mit verschiedenen Arbeiten der Goldschmiede gemein haben, ist jedoch der Draht, aus dem die Gefässe aufgebaut sind. In Augsburg und Nürnberg wurde dieser bereits im 16. Jahrhundert vereinzelt für filigrane Werke verwendet, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts grössere Dimensionen annahmen (Seling 1980, I, S. 81, 99, 248, Nr. 133; S. 268, Nr. 321). RB (Die grosse Kunstkammer 2011, S. 214-216)

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