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Bildwerke

Goldschmiedmodell für Trinkschale mit Delfin

Cartel

Muschelschale mit Delfin und Putten

Wohl Süddeutschland, Mitte 17. Jahrhundert

Buchsbaumholz; Zähne des Fisches: Bein; Augen: Glasperlen, mit Metallstift fixiert

H. 18,5 cm, B. 8,5 cm, T. 9,2 cm

Inv. 1877.49.

Description

Zwei Putti, die fröhlich auf einem Delfin tollen, dienen als Träger einer Muschelschale. Der untere Knabe stützt seine Hände seitlich des ausdrucksstarken Fischkopfes auf und sucht mit seinem linken Fuss am Schwanz des Fisches Halt. Er wendet seinen Kopf dem anderen Putto zu, der auf seinem Rücken sitzt und mit beiden Händen sowie seinem Kopf eine fein geriffelte Muschelschale hält. Auch der Fischschwanz windet sich hinauf zur Muschel und stützt diese ab. Die felsenartige Erhebung am Wirbel der Muschel wird von einem bärtigen Mann bekrönt, der vor einem kahlen Baum sitzt. Entsprechend der Thematik der Muschelschale dürfte es sich um einen Flussgott handeln. In Frage käme Neptun, der Gott der fliessenden Gewässer. Wahrscheinlicher jedoch ist hier der Flussgott Tiber dargestellt, denn vor ihm ruht die Wölfin mit den Knaben Romulus und Remus, die der römischen Mythologie zufolge von einer Wölfin gesäugt wurden. Somit wird hier auf den Gründungsmythos Roms angespielt. Unter dem Felsen schauen zwei kleine Fische hervor, die ihre Schwänze um den Schalenrand legen.
Bislang wurde angenommen, das Schnitzwerk könnte als Modell für eine Goldschmiedearbeit in Form einer Trinkschale gedient haben. Das harte, dichte Buchsbaumholz wurde häufig für Modelle kleinerer Gusswerke wie Medaillen, Plaketten und kleinplastische Objekte verwendet (Seelig 1989, S. 16). Tafelaufsätze mit einer echten oder silbervergoldeten Muschelschale erfreuten sich im 17. Jahrhundert als Prunkgefässe grosser Beliebtheit. Als Trägerfigur der Kuppa dienten oftmals Delfine, Putti, Meeresjungfrauen oder Tritonen. Auch auf Delfinen reitende Putti gehörten im 17. Jahrhundert zur beliebten Dekoration von Nautiluspokalen und anderen Goldschmiedegefässen (z.B. Nautiluspokal von Matthäus Walbaum, um 1613–1615, vgl. Seling 1980, Bd. 2, Kat.-Nr. 101). Im Aufbau ist das vorliegende Werk mit einer um 1730 entstandenen – jedoch deutlich prachtvolleren – Schale aus dem Grünen Gewölbe in Dresden vergleichbar, bei dem eine geschliffene Achatschale von einer Goldschmiedefassung mit Muscheln, Triton und Seepferd getragen und von der Meeresgöttin Amphitrite bekrönt wird. Auch findet sich hier das Motiv der auf dem Schalenrand sitzenden Delfine wieder (Kappel/Weinhold 2007, S. 253).
Allerdings ist eher unwahrscheinlich, dass das Schnitzwerk als Modell für einen Metallguss dienen sollte. Derart aufwendig geschnitzte, bis ins Detail ausgearbeitete Modelle eigneten sich höchstens für gegossene Objekte, wohingegen die Muschelschale allein in getriebener Ausführung sinnvoll wäre. Vor allem deutet die Ausschmückung des Schnitzwerks, bei dem die Zähne des Fisches mit feinen Stiften aus Bein oder Elfenbein und die Augen aus Glasperlen gebildet sind, darauf hin, dass es sich um ein selbstständiges Kabinettstück ohne Modellcharakter handelt. Virtuos gefertigte und kuriose Holzschnitzereien waren in privaten wie fürstlichen Sammlungen der Spätrenaissance zahlreich vertreten.
Den Erwerbsangaben der alten Karteikarte zufolge wurde das Werk zusammen mit weiteren Objekten des ehemaligen Museums Faesch (Inv. 1877.50.; 1877.51.) der Mittelalterlichen Sammlung überwiesen. Auch wenn das Objekt nicht in den alten Inventaren aufgeführt ist, würde es sich doch gut in die Reihe der von Remigius Faesch gesammelten, minutiös ausgefertigten Schnitzarbeiten aus Holz und Elfenbein einfügen (Kat.-Nr. 85, 90, 105).

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