Casimir Martin, Paris, 1843
Mahagoni, Buchsbaum, Ebenholz,
Elfenbein, Messing, Leder
H. 16 cm, B. 48,8 cm, T. 32,7 cm
«CHIROGYMNASTE / BREVETE / EN /
FRANCE, ALLEMAGNE,
ANGLETERRE, ETATS UNIS /
APPROUVE PAR L‘INSTITUT /
ET PAR LE CONSERVATOIRE. /
CASIMIR MARTIN / INVENTEUR».
(auf Plakette, geprägt)
Inv. 1916.243.
Fingerturnbrett für Klavierspieler
Das Klavier avancierte im 19. Jahrhundert zum wichtigsten Musikinstrument einer bürgerlichen Musikkultur, präsent in den neu entstehenden Konzertsälen wie in den Privatwohnungen. Dort war es vor allem das Instrument der «höheren Töchter», in deren Erziehungsprogramm das Klavierspiel einen festen Platz einnahm. So wurde das Klavier als ein zentraler Ort der Menschenformung und -bildung entdeckt, was durchaus auch wörtlich zu verstehen ist: Eine Vielzahl von mechanischen Gerätschaften und Hilfsmitteln sollte direkt auf den Körper der Musikschülerinnen und -schüler einwirken, so wie hier bei dem von Casimir Martin 1841 erfundenen «Chirogymnaste» mit einem täglich zu absolvierenden Parcours für die Kräftigung und Dehnung der Finger.
Ein solches Gerät war kostspielig und dürfte von daher nur für wenige in Basel erschwinglich gewesen sein. Es stammt aus dem Besitz von Daniel Heussler-Thurneysen (1812–1874), der es wohl aus Paris mitbrachte.
In der eigens für die Allgemeine Musikschule in Basel bearbeiteten «Elementarschule des Klavier-Spielers» (Stuttgart 1893) weist der damalige Direktor dieser Institution, Selmar Bagge, auf die billigere – und vergleichsweise harmlose – Korrekturmethode für eine ruhige Handhaltung mittels einer auf den Handrücken gelegten Münze hin. Er erwähnt ausserdem den «Kalkbrennerschen Handleiter», eine parallel zur Klaviatur verlaufenden Leiste, die ein Absinken der Hände verhindern und durch Auflegen eine Stärkung der Fingermuskulatur erreichen sollte – der weitum berühmte Klaviervirtuose Friedrich Kalkbrenner (1785–1849) warb dafür mit den Worten: «Mon secret le voici.»