Basel, 1916
Goldschmied: Ulrich Sauter (1854-1933)
Silber, gegossen, getrieben, ziseliert, graviert,
tordiert, teilweise vergoldet; Email
H. 34 cm, Dm. 13 cm (Deckel)
Dm. 11 cm (Lippenrand), Dm. 11,4 cm (Fuss)
Gewicht 1275 g (gesamt), 254 g (Deckel),
1021 g (Gefäss)
Inv. 2008.370.
Der Buckelpokal ist Teil eines Legats von Frau Marie Amélie Sandoz-Vischer (1916-2007) aus Winterthur, welches insgesamt acht Pokale des 19. und frühen 20. Jahrhunderts umfasst. Das aufwendig gestaltete Exemplar ist ein Werk des bekannten Basler Goldschmieds Ulrich Sauter (1854-1933), wie ein Stempel auf der Unterseite des Fusses verrät. Zahlreiche Gestaltungselemente weisen auf die Stadt Basel hin; so etwa der Basilisk mit emailliertem Baselschild als Deckelbekrönung oder die drei Ehrenzeichen der Kleinbasler Gesellschaften Vogel Greif, Löwe und Wilder Mann. Die sehr detailliert ausgearbeiteten Figuren, die am vergoldeten Fuss platziert sind, repräsentieren die «Mindere Stadt».
Die Silberarbeit stellt mit ihrer Kombination verschiedener Stilelemente ein typisches Produkt des Historismus dar. Der Deckel sowie die Wandung der Kuppa sind in einer Art gebuckelt, wie es im späten 16. Jahrhundert in Mode kam. Demgegenüber zeigt der durchbrochene Fuss in seinen drei Verstrebungen Masswerk im Stil der Spätgotik. In der gleichen Epoche lässt sich der fein gearbeitete, in Mattweiss gehaltene Kranz von Blattranken verorten, der in die Wandung eingelassen ist. An seinen Blüten können sogar Staub- und Fruchtblätter entdeckt werden.
Anlass für die Anfertigung des Pokals war die Geburt der Erblasserin. Dies verrät eine Inschrift unterhalb des Lippenrandes: MEINER LIEBEN FRAU ZUM ANDENKEN AN DIE GEBURT VON MARIE AMELIE AM 13. MÄRZ 1916. Zwei Wappenschilde am Fuss weisen auf die frisch gebackenen Eltern Friedrich Vischer (1875-1938) und Helene, geb. Ehinger (1886-1948) hin. Der Umstand, dass ein durchaus familiärer Anlass wie die Geburt einer Tochter seinen Niederschlag in Form eines städtisch-repräsentativen Pokals fand, ist doch recht erstaunlich. Der Historiker Vischer-Ehinger, der u.a. zur Basler Geschichte publizierte, wollte wohl sein Vater-glück auf besonders feierliche Weise für die Nachwelt überliefert wissen.