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Projet pionnier

Les bases de la collection d'instruments de musique du HMB

Avec son premier projet de recherche sur la provenance, qui portait sur 34 objets issus de la collection d'instruments de musique, le HMB a joué un rôle pionnier en Suisse.

Parmi les plus de 3 300 instruments de la collection, l'accent a été mis sur les instruments à cordes et à clavier. Les instruments sélectionnés ont été examinés afin de déterminer leur provenance, leurs différents propriétaires et leurs liens éventuels avec la persécution nazie.

Sur le projet

Un vieux violon italien a été à l'origine de la décision de consacrer le premier projet à la collection d'instruments de musique anciens. Pendant 16 mois, 34 instruments à cordes et à clavier ont fait l'objet d'un contrôle de base.

Sur la base des informations recueillies, des recherches approfondies ont pu être menées sur 23 instruments. Pour conclure, le HMB a organisé un colloque international très remarqué. Les connaissances acquises ont été d'une grande importance pour la mise en œuvre de ce domaine de recherche encore jeune au HMB.

  • Durée : juillet 2023 – octobre 2024
  • Participants : Renato Moser, Isabel Münzner, Patrick Moser, conservateurs-restaurateurs, experts externes
  • Objectif : Élaborer les bases de la recherche sur la provenance des instruments de musique
  • Financement : Office fédéral de la culture, contributions au projet de recherche sur la provenance pour les musées et les collections de tiers / canton de Bâle-Ville, autorisation-cadre pour la recherche active sur la provenance dans les musées cantonaux de Bâle-Ville pour les années 2023 à 2026/29

Interview (en allemand)

Interview zum Stand der Provenienzforschung

12. Juni 2024

Das Provenienzforschungsprojekt am Historischen Museum Basel läuft seit elf Monaten und endet im Oktober mit einer Tagung. Woran wird aktuell gearbeitet? Gibt es Überraschungen und was sind die nächsten Schritte? Im Interview geben Renato Moser, wissenschaftlicher Mitarbeiter Provenienzforschung, und Isabel Münzner, Kuratorin Musikinstrumente Auskunft über den aktuellen Stand des Projektes.

Renato, es sind nun einige Monate vergangen, seit du hier angefangen hast: Was ist seither passiert?

Renato Moser: Das Projekt ist seit elf Monaten am Laufen und endet mit der Tagung im Oktober. Als Start des Projektes haben wir uns einen Überblick über den Bestand der Musikinstrumentensammlung in Bezug auf mögliche Verbindungen zu NS-verfolgungsbedingtem Entzug verschafft. Das sind 3500 Objekte, zu denen ich die Einträge der HMB-Datenbank mit den Eingangsbüchern und bei Bedarf mit weiteren Archivalien am Haus abgeglichen habe. Ein grosser Teil der Objekte kam erst nach 1945 ans Haus, diese bergen somit ein potenzielles Risiko. Als Abschluss dieser Etappe trafen wir eine Auswahl von 36 Instrumenten. Den Fokus legten wir bei der Selektion auf Streichinstrumente. Eines dieser Instrumente ist eine wertvolle Gagliano-Geige, die letztes Jahr neu ans Museum kam.

An allen dieser 36 Instrumente haben wir einen sogenannten «Erstcheck» gemacht. Dieser beinhaltet für jedes Objekt ausführliche Datenbank- und Literaturrecherchen, eine vertiefte Auswertung des Museumsarchivs und eine «Objektautopsie».

Datenbankrecherche bezieht sich nicht auf die Museumsdatenbank, sondern auf Online-Datenbanken, auf denen Suchmeldungen zu Objekten veröffentlicht werden. Ferner zählen Archiv- und Bibliotheksdatenbanken dazu, die viele digitalisierte Dokumente wie Auktionskataloge, Objektlisten oder alte Fotos zur Verfügung stellen.

Bei der Objektautopsie werden die Objekte auf Merkmale untersucht, die uns bei unseren Recherchen weiterhelfen könnten. Diese werden dokumentiert und dienen dazu, weitere Schritte zu planen. Aufgrund des hohen Zeitaufwandes und den beträchtlichen Kosten können gewisse Schritte nur an wenigen Instrumenten durchgeführt werden. So kann beispielsweise eine Dendrochronologie sehr hilfreich sein, ein Instrument genauer zu bestimmen was Alter und Entstehungsort betrifft oder eine Computertomographie hilft uns, den schlecht zu untersuchenden Innenraum einer Geige detailliert abzubilden. Beides sind jedoch Untersuchungen, welche extern gemacht und bezahlt werden müssen.

Das klingt vielfältig. Wie sieht euer Arbeitsalltag aktuell aus?

Renato Moser: Wir haben unser internes Archiv, was Informationen zu den Objekten betrifft, ausgeschöpft und alles angeschaut, was wir am Haus finden konnten. Jetzt geht es darum, Unterlagen in externen Archiven zu suchen. Im konkreten Fall der Gagliano-Geige geht es zum Beispiel um die Akten des Geigenhändlers, der unserer Donatorin die Geige verkauft hat. Wir schreiben also die betroffenen Archive an. In vielen Archiven sind wir darauf angewiesen, dass uns Depositäre erlaubt, die Unterlagen einzusehen. Das stellt sich öfter als gedacht als Hindernis heraus.

Isabel Münzner: Als Kuratorin für Musikinstrumente hier im Haus habe ich sehr viel mit dem laufenden Tagesgeschäft zu tun, aber ich unterstütze natürlich Renato, wo immer ich kann. Wir beide klären die jeweiligen Schritte im Projekt ab, machen gemeinsam die Objektautopsien oder organisieren die Tagung. Diese findet im Oktober statt und ist das ganz grosse Finale des Projekts.

Was macht diese Tagung so besonders?

Isabel Münzner: Das Besondere für uns ist, dass wir ein sehr grosses Interesse erzielen konnten. Wir haben im März den Call for Papers für die Tagung gestartet und waren sehr überrascht und erfreut, dass wir so spannende und vor allem wichtige Themen in den Einreichungen erhalten haben. Aufgrund des grossen Interesses haben wir uns dazu entschlossen, die Tagung auf zwei volle Tage auszudehnen, mussten aber dennoch einigen Bewerbungen absagen. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet.

Eine besondere Freude war es auch, dass die neu in die Sammlung aufgenommene Geige von Nicolò Gagliano im Rahmen einer Concert-Lecture an der Tagung gespielt werden wird. Es ist eine absolute Seltenheit, dass ein Streichinstrument aus einer Museumssammlung gespielt werden kann. Denn ein Museum hat bekanntlich die Aufgabe, seine Objekte für die Ewigkeit zu bewahren. Das bedeutet aber auch, dass die Objekte vor äusseren Einflüssen geschützt werden müssen und die Instrumente nicht bespielt werden dürfen, damit sie keinen Schaden nehmen. Um die Gagliano-Geige zum Spielen freigeben zu können, waren detaillierte Abklärungen durch Fachleute und eine genaue Beschreibung der gewünschten minimalinvasiven Instandsetzung notwendig. So müssen beispielsweise der Steg, aber auch die Saiten zum Spielen ausgetauscht werden. Alle Veränderungen werden genau dokumentiert und nach dem Spiel wieder rückgängig gemacht. Für die Einrichtung der Geige konnten wir eine sehr erfahrene Geigenbauerin aus Basel gewinnen, die auch die Instrumente der Schola Cantorum Basiliensis betreut. Gespielt wird die Geige von einer erfahrenen Geigerin der Hochschule für Musik hier in Basel. In der Concert-Lecture soll die Geige dann klanglich vorgestellt werden. Es ist aber auch vorgesehen, dass über die Beziehung der Musikerin zum Instrument mit der Objektbiographie gesprochen wird. Das ist ein sehr spannender Aspekt, denn wie fühlt es sich an, ein Instrument zu spielen, das möglicherweise eine unschöne Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg mit sich trägt?

Welche Erfolge konnte das Projekt seither verzeichnen?

Renato Moser: Ein grosser Erfolg sind sicher die vielen Bewerbungen für die Tagung und die internationale Ausstrahlung unserer Arbeit. Wir hatten Bewerbungen aus ganz Europa und mehrere aus den USA. Das hat uns beide überrascht. Abgesehen davon ist es noch zu früh, um von grossen Erfolgen zu sprechen. Besonders, weil gerade mit der Archivrecherche ein wichtiger Teil der Forschung noch ausstehend ist. Als Erfolge können neue Hinweise oder Belege bezeichnet werden die wir in den Archiven zu finden hoffen. Ein grosser Dämpfer ist jeweils, wenn man Dossiers aus den unterschiedlichsten Gründen nicht konsultieren kann oder darf.

Gibt es Herausforderungen, die dich überrascht haben?

Isabel Münzner: Ich bin immer wieder erstaunt, wie komplex Provenienzforschung ist und wie lange es dauert, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das einzige, was erstaunlich schnell ging, war die Dendrochronologie, hier haben wir hochauflösende Fotos der Geigendecke per Mail an den Anbieter geschickt und innerhalb weniger Stunden hatten wir konkrete Antworten auf die Fragen, wie alt das Holz ist, aus welcher Region es stammt und ob es Referenzobjekte gibt. Aber schon das Aufgleisen der Archivrecherche, immer in der Hoffnung, wertvolle Informationen zu finden, ist extrem zeitaufwendig.

Renato Moser: Was mich überrascht hat ist, wie zeitintensiv die Objektautopsien sind. Ich komme aus der bildenden Kunst und habe mit Papierarbeiten und Gemälden gearbeitet. Da ging es ein bis zwei Stunden pro Objekt, je nach Grösse und Reichtum der Hinweise. Bei einem Streichinstrument ist man – wenn man es detailliert machen will – schnell sechs Stunden intensiv am Objekt.

Isabel Münzner: Und hast du dich auch gewundert, Renato, dass es so wenig Literatur zu diesem Thema gibt? Sind wir auf dem Weg, die Pionierarbeit zu leisten, die wir uns vorgenommen haben?

Renato Moser:  Ich würde sagen Ja. Ich habe letzte Woche im Rahmen des Arbeitskreises Provenienzforschung die Objektautopsie präsentiert und musste feststellen, dass das in diesem Ausmass niemand macht. In Österreich und vermutlich auch in Deutschland ist die Ausgangslage eine ganz andere: Da gibt es sehr viele Unterlagen zu den Beschlagnahmungen. Ich gehe davon aus, dass die Objekte auch deshalb untersucht werden, weil bekannt ist, dass sie eine problematische Geschichte haben. Da kann die Sammlung mit Hilfe solcher Archivalien durchgeschaut werden. Wir haben eine andere Ausgangslage: Wir haben teilweise Instrumente, von denen wir wissen, wer sie uns geschenkt hat. Wir wissen oft nicht, wie sie zu den Donator:innen gekommen sind. Unser einziger Zugang ist dann das Instrument. Wir müssen das Instrument anschauen, um nachvollziehen zu können, wie dieses zum letzten Eigentümer gekommen ist.

Was sind die nächsten Schritte in diesem Prozess?

Renato Moser: Die nächsten Schritte sind die Archivbesuche. Wir sichten grosse Mengen Archivalien. Wenn sich neue Hinweise finden, verfolgen wir diese. Wir hoffen auf grosse Überraschungen. Einer der letzten Schritte ist dann das Zusammenführen dieser Erkenntnisse zu einem Bericht. Das Projekt dauert bis Ende September 2024. Zu jedem untersuchten Objekt wird es dann einen ausführlichen Bericht geben. Dazu wird der Forschungsstand dokumentiert und mögliche weitere Forschungsansätze erfasst. Wir sind noch nicht im Endspurt, aber biegen auf der Zielgerade ein.

Isabel Münzner: Bezüglich der Gagliano-Geige steht Ende Juni die erwähnte Computertomographie an. Danach müssen wir uns überlegen, wie wir diese Geige und das Thema Provenienzforschung auch in Zukunft im Musikmuseum aufgreifen können.

Congrès (en allemand)

Mit der Konferenz «Provenienzforschung an Musikinstrumenten» am 17. und 18. Oktober fand das vom Bundesamt für Kultur und dem Kanton Basel-Stadt unterstützte Forschungsprojekt nach 18 Monaten Laufzeit im Musikmuseum seinen Abschluss und Höhepunkt zugleich.

In 16 spannenden Beiträgen wurden aktuelle Projekte, neue Forschungsansätze und Herausforderungen bei der Arbeit mit Musikinstrumenten vorgestellt. Die Pausen nutzten Referent:innen und Zuhörer:innen zum regen Austausch.

Zu den Höhepunkten zählte die Concert-Lecture, eine einzigartige Gelegenheit den wunderbaren Tönen der 2022 dem Museum geschenkten Gagliano-Geige zu lauschen. Der Saal im Musikmuseum war an beiden Tagen bis auf den letzten Platz besetzt und das Angebot, die Konferenz via Live-Stream zu verfolgen, stiess auch international auf grosses Interesse.

Beiträge

Pascale Bernheim
Tracing looted instruments and music material: the emergence of new field of investigation
(Sprache Englisch)
CV / Abstract / Video / PDF

Nathalie Neumann
Der andere Max Friedländer und Wilibald Gurlitt
CV / Abstract / Video / PDF

Renato Moser
Vernetztes Arbeiten bei Provenienzrecherche an Musikinstrumenten am Historischen Museum Basel
CV / Abstract / Video

Mag.a Dr.in Monika Löscher
Provenienzforschung in der Sammlung Alter Musikinstrumente in Wien
CV / Abstract / Video / PDF

Dr. Silke Reuther, Olaf Kirsch
Die Sammlung Musikinstrumente im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Ergebnisse und Desiderate der Provenienzforschung
CV / Abstract / Video / PDF

Mag. Dr. Anita Mayer-Hirzberger, Dr. Fritz Trümpi, Mag. Dr. Severin Matiasovits
Vorhaben zur Provenienzforschung an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
CV / Abstract / Video

Silvia Bühler
«Warum, wie, Werro» : Der Umgang mit privaten Nachlässen im Staatsarchiv Bern am Beispiel der Geigenbauerfamilie Werro
CV / Abstract / PDF

Fanny Lebreton
Using Digital Technologies to reconstitute Provenance of musical instruments from dealers’ stock books: assessments of a method
(Sprache Englisch)
CV / Abstract / Video / PDF

Richard Sutcliffe
An archivistic approach to Provenance Research
(Sprache Englisch)
CV / Abstract / Video / PDF

Kathrin Melanie Menzel
Provenienz und Nachlässe – Herausforderungen, Chancen und Erwartungen
CV / Abstract / Video

Olivier Krieger
Provenienzforschung in der beruflichen Ausbildung Geigenbau – Herausforderungen, Nutzen, Methodik
CV / Abstract / Video / PDF

Stella Smith
On the Veracity of Labels: two quick case studies in caution and connection
(Sprache Englisch)
CV / Abstract / Video / PDF

Roland Baumgartner
Provenienzforschung bei Musikinstrumenten
CV / Abstract / Video / PDF

Carla Shapreau, Carol Lynn Ward-Bamford
Musical Instruments, Provenance Evidence and Public Access
(Sprache Englisch)
CV / Abstract / PDF

Rapport final

Grâce au soutien de l'Office fédéral de la culture et du canton de Bâle-Ville, le Musée historique de Bâle a examiné, entre juillet 2023 et octobre 2024, la provenance de 34 instruments à cordes et à clavier issus de sa collection. L'objectif du projet était de vérifier si certains instruments de musique avaient pu être confisqués par les nazis.

La mise en œuvre s'est déroulée en quatre étapes : examen préliminaire (pour les 34 objets), vérification de base (pour les 34 objets), recherche approfondie (pour 23 instruments) et médiation et documentation. À l'issue du projet, une conférence internationale sur la recherche de provenance des instruments de musique a eu lieu en octobre 2024 au Musée de la musique.

Aucun des objets examinés ne présente d'indices laissant supposer un contexte d'injustice. Il n'a toutefois pas été possible de reconstituer de manière entièrement vérifiable une chaîne de provenance complète pour la période examinée. On peut souvent supposer des changements de propriétaire, mais dans la grande majorité des cas, il n'existe aujourd'hui plus de preuves formelles – ou aucune n'a pu être trouvée à ce jour.

> Rapport final (en allemand)

> Rapport sur les objets (en allemand)

Événements

Le HMB organise régulièrement des événements passionnants sur le thème de la recherche de provenance. Vous trouverez les dates dans le > programme.

Recherche de provenance

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