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Bildwerke

Plakette: Venus mit Mars und Jupiter

Key data

Nürnberg, um 1515/1520

Silber, vergoldet

H. 4,7–4,85 cm, B. 7,6–7,7 cm

Inv. 1870.1051.1.–4., 1899.106., 2011.273.

Description

Die sechsteilige Serie zeigt eine Erzählung aus der antiken Mythologie: Der Kriegsgott Mars vergnügte sich bereits seit Längerem mit der Liebesgöttin Venus. Deren Ehemann war Vulkan, der lahmende Gott der Schmiede, der seine Gattin zwar des Ehebruchs verdächtigte, jedoch keinen Erweis dafür finden konnte. Im ersten Bild – beschriftet oben links mit FVLCANVS – sehen wir die Werkstatt des eifrig arbeitenden Schmiedes, vor der die beiden Liebenden Zärtlichkeiten austauschen. Sodann schleicht sich der Kriegsgott zu Venus in ihr Ehebett hinein, nicht bevor er den Jüngling Alektrion als Wache vor der Tür postiert hat. Denn Mars fürchtete sich besonders vor den alles sehenden Strahlen des Sonnengottes Apollon, der den Ehebruch gleich an Vulkan verraten würde. Das allerdings tritt im dritten Bild ein, nachdem Alektrion eingeschlafen war, Apollon von oben rechts herabscheint und der Schmiedegott die beiden Liebenden in flagranti erwischt. Mars hält Venus noch umklammert, während er abwehrend den linken Arm hebt. Vulkan hat die Ehebrecherin am Bein ergriffen und schwingt gleichzeitig den Hammer, um das Liebespaar in die längst für diesen Zweck vorbereiteten Ketten zu legen. So führt er sie vor den Göttervater Zeus, der mit Zepter und Krone in einer Palastaula thront. Der Schmied berichtet Zeus von der Schande und fordert von ihm, der der Adoptivvater der Venus war, seine Heiratsgaben zurück. Währenddessen versuchen die beiden Ertappten, sich voller Scham wieder zu entfernen. Im letzten Bild straft Mars den unnützen Wächter, indem er Alektrion in einen Hahn verwandelt, damit er als solcher nie mehr die aufgehende Sonne, also die Ankunft des Apollon verpasse. Auf Griechisch bedeutet «alektryon» nämlich Hahn.
Die Geschichte des Ehebruchs der Götter ist in der griechischen und römischen Mythologie in verschiedenen Variationen überliefert, die sich unter anderem in der Art der Gefangennahme der Ehebrecher – durch ein herabfallendes Netz oder wie hier mit Ketten – unterscheiden. Die Ketten und der verwandelte Alektrion deuten auf die griechische Satire Gallus (Der Hahn) von Lukian von Samosata (um 120 – nach 180 n. Chr.) als Quelle für die in den Silberreliefs geschilderte Version des Mythos, die womöglich noch um andere Varianten, zum Beispiel von Homer oder Ovid, angereichert wurde (vgl. Weber 1975, S. 105, Nr. 101, 1–5).
Die kleinen Reliefbilder offenbaren neben der Handlung viele reizvolle Details: In der Schmiede ist der Blasebalg neben der Esse zu sehen, unter dem Ehebett steht ein Nachttopf, beeindruckend ist der Stoff der Bettvorhänge, und im Hintergrund rechts sind eine Brücke und eine Burg zu erkennen. Während Plakettenserien des 16. Jahrhunderts meist als Blei- oder Bronzegüsse vorliegen, die beliebig oft vervielfältigt wurden, scheint diese in Silber getriebene und vergoldete Sechserreihe unikal zu sein. Die Reliefs sind daher auch nicht als Plaketten zu bezeichnen. So es ihn überhaupt gegeben hat, ist ein ursprünglicher Verwendungszweck, zum Beispiel als Applikation an einer Kassette, nicht mehr zu rekonstruieren. Die Tafeln weisen keine Befestigungsspuren auf, doch würde der schmale Reliefrand eine Einfassung durch einen Rahmen ermöglichen. Entstanden sind die Reliefs vermutlich in Nürnberg im Umkreis des Bildhauers und Rotschmieds Peter Vischer d. J. (1487–1528) (Weber 1975, S. 105, Nr. 101, 1–5), wobei als gesichertes Referenzobjekt vor allem die in verschiedenen Abgüssen vorliegende Plakette von Orpheus und Eurydike dienen soll (Weber 1975, Nr. 29–30). Gegenüber den oft sehr dicht gestalteten Kleinreliefs und Plaketten von anderen Nürnberger Künstlern und insbesondere von Peter Flötner, bei denen Figuren und Hintergrund in einem kleinteiligen Relief miteinander verschmelzen, sind die Protagonisten in der vorliegenden Serie entschieden in ihrer räumlichen Umgebung hervorgehoben. An Vischer gemahnen ferner die enge, wiewohl zurückhaltende Zwiesprache der Figuren, die spröde Körperlichkeit und die eckigen Bewegungen. Mehr noch gleichen einander die Physiognomien des Vulkans und des Orpheus, die beide einen flachen Schädel mit langer, gerade heruntergezogener Nase und ähnlich gelocktem Haupthaar aufweisen. Vischer oder sein Kreis kommen zuletzt auch deswegen als Schöpfer der Serie in Frage, weil sie nachweislich gelehrte Kenner antiker Mythen waren (Kat. Nürnberg 1986, S. 393–396). Als Kunstgriff ist im ersten Relief die orthographisch nicht korrekte Schreibweise FVLCANVS anstelle von VVLCANVS zu sehen, um eine irritierende Wiederholung der ersten beiden Buchstaben zu vermeiden. Wie meist in der Nürnberger Kleinplastik dieser Zeit ist die Serie ohne die nachzuweisende Verwendung grafischer Vorlagen entstanden.
Die Serie wurde zu unbekanntem Zeitpunkt auseinandergerissen, um erst jüngst durch Schenkung um das dritte Relief wieder glücklich vervollständigt zu werden.

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