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Ausbildung

Neues Licht auf alte Funde

Im Historischen Museum Basel hat für Studierende der Altertumswissenschaften im Frühjahrsemester 2022 eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten stattgefunden.

Unter der Leitung von Assistierenden der Fächer Ur- und Frühgeschichte und Provinzialrömische Archäologie der Universität Basel wurde archäologisches Fundmaterial gezeichnet, wissenschaftlich beschrieben und datiert.

Studienjahr 2022
Studienjahr 2020
Studienjahr 2019

Autor:innen & Betreuung

Studienjahr 2022

Unter der Leitung von Anna Flückiger und Nathalie Hertig bestimmten 15 Studierende Beigaben aus spätantiken und frühmittelalterlichen Gräbern, die in Basel ausgegraben wurden. Die folgenden drei Autor:innen haben ihre Untersuchungsergebnisse überarbeitet und für die HMB-Website Katalogbeiträge verfasst:

Natalie Vogt, Rebecca Kündig, Louis Aelen

Redaktion: Anna Flückiger, Nathalie Hertig, Universität Basel
Archäologische Betreuung: Pia Kamber, Franziska Schillinger, HMB
Fotos: Philipp Emmel, HMB

Autorin: Natalie Vogt

Schnallenbeschlag

Der trapezoide Schnallenbeschlag aus silbertauschiertem Eisen stammt aus Basel-Neubad. Er datiert in die jüngere Merowingerzeit und war Teil eines aufwändig gestalteten Männergürtels. Dieser symbolisierte im frühen Mittelalter die Tugenden der männlichen Elite.

Kostbare Beschläge waren im Frühmittelalter der Elite vorbehalten. Der Schnallenbeschlag schmückte mit weiteren Beschlägen den Gürtel eines an der Neuweilerstrasse bestatteten Mannes. Sein Motiv zeigt ein mehrfaches Schlaufenband, welches im 7. Jahrhundert beliebt war. Die Herstellung solcher Beschläge war ausserordentlich aufwändig. Zunächst brachte ein Schmied ein Stück Eisen in die gewünschte Form. Verziert wurde der Rohling mittels der Technik des Tauschierens: Ein Tauschierer gravierte das vorgesehene Motiv in die Oberfläche. Wichtig war bei diesem Arbeitsschritt, dass sich die Rillen in der Tiefe schwalbenschwanzförmig verbreiterten. Im nächsten Schritt wurde ein andersfarbiger Draht, hier Silber, in die Einkerbungen eingelassen. Der unterschnittene Rand sorgte dafür, dass sich der Silberdraht mit dem Eisen verkeilte und so beim Tragen nicht herausfiel. Darauf schliff der Tauschierer den überstehenden Draht plan. Um einen zusätzlichen Farbkontrast zu erzielen schwärzte der Handwerker das fertige Werkstück über Feuer. Die Eisenpartie wurde dadurch schwarz, das Silber behielt seinen hellen Glanz. Für den Bestatteten war der Gürtel mit seinen Beschlägen freilich mehr als ein nützliches Accessoire. Er unterstrich den gehobenen Status und die Mannhaftigkeit seines Trägers. Stolz trug ihn sein Besitzer im Leben wie im Tod.



Fundort: Basel-Neubad, Neuweilerstrasse 18 (Streufund)
Frühmittelalter, 610-640 n. Chr.
Eisen, silbertauschiert
Länge 9.6 cm, Breite 5.8 cm und 4.5 cm, Tiefe 0.4 cm
Inv.-Nr. 1906.834.10

Autorin: Natalie Vogt

Pferdchenfibel

Diese Pferdchenfibel war ein praktisches Accessoire an der Kleidung einer wohlhabenden Frau aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld in Baden-Herten (D). Sie besteht aus kostbarem Silber, welches mittels der aufwändigen Technik der «Feuervergoldung» veredelt wurde.

Pferdchenfibeln sind seit der Spätantike belegt. In der älteren Merowingerzeit trug Frau sie paarweise in Brusthöhe, wo sie einen Umhang über einer Tunika zusammenhielten. Ein weiteres Fibelpaar wurde in Beckenhöhe getragen. Bekleidet mit dieser sogenannten Vierfibeltracht bestatteten die Angehörigen auch die Dame aus Baden-Herten. Ihre Pferdchenfibel war ein kostbares Kleinod, deren Herstellung besonders aufwändig war. Zuerst wurde ein Rohling aus Silber gegossen: Handwerker positionierten Nadelhalter und Nadelrast in einer Lehmform und gossen geschmolzenes Silber hinein. Den Guss liessen sie aushärten. Anschliessend erfolgte die Feuervergoldung. In einem Tontiegel wurde unter Hitzeeinwirkung Gold in Quecksilber gelöst. So entstand Goldamalgam, welches in Wasser ausgegossen und fein zerrieben wurde. Inzwischen behandelte ein Vergolder die Fibel mit einer Lösung aus Salpetersäure und Quecksilberoxid. Dieser Vorgang, die sogenannte Verquickung, machte die Oberfläche des Rohlings für das Goldamalgam aufnahmefähig. Das Pferdchen wurde auf eine Temperatur von ca. 100°C erwärmt, das Goldamalgam mit einem Pinsel aufgetragen und verrieben. Anschliessend führten die Handwerker erneut Hitze hinzu, bis die Quecksilberkomponente bei 350°C verdampfte. Zurück blieb eine sehr beständige Goldschicht. Eine abschliessende Politur brachte das Pferdchen zum Glänzen. Dieser Glanz hat bis heute überdauert und zeugt vom hohen Status seiner einstigen Trägerin. Noch immer zieht er die Augen in seinen Bann.



Fundort: Baden-Herten (D), Grab 56
Spätantike, Ende 5. Jh. n. Chr.
Silber, vergoldet
Länge 2.9 cm, Breite 1.7 cm, Tiefe 0.2 cm
Inv.-Nr. 1911.1755.f

Autor: Louis Aelen

Schnallenbeschlag eines Gürtels

Schnallenbeschläge werden mit Nieten auf dem Gürtelleder befestigt und sind Teil des Verschlusses. Die Verzierungen (im Tierstil 2) sind zeitspezifisch und deuten auf eine Gürtelmode hin. Anhand der Verzierungen kann der Beschlag auf ca. 630.n.Chr. datiert werden.

Dieser trapezförmige, eiserne Gürtelbeschlag wurde als Lesefund auf dem Gräberfeld der Neuweilerstrasse 18 gefunden. Er ist Teil einer mehrteiligen Gürtelgarnitur, welche aus dem Beschlag (dem Teil mit der Gürtelschnalle), dem Gegenbeschlag (Fn.1906.834.13.) und wahrscheinlich einem rechteckigen Rückenbeschlag besteht. Diese Beschläge wurden mit den Nieten (Hier ursprünglich je 3 Nieten) auf dem Leder angebracht und dienten als Halterungen der Schnalle zum Verschliessen des Gürtels. Wie man anhand der schönen Verzierung im Tierstil 2 erkennen kann, hatten die Garnituren nicht nur eine funktionelle Bedeutung, sondern auch eine modische. Anhand der zeitspezifischen Gürtelverzierungen im Frühmittelalter kann man es mithilfe von Typologien auf ca. 630. n.Chr. (Jüngere Merowingerzeit) datieren. Wie an Vergleichsfunden erkennbar ist, wurde dieser Beschlag wahrscheinlich von einem Mann getragen. Der Beschlag wurde geschmiedet und danach mit Silber und Messing verziert. Die grösseren Silberflächen wurden plattiert und die Linien, welche z.B. die Tiere ausmachen, wurden tauschiert. Tauschieren ist eine Verzierungsmethode, bei der man Metalldrähte in kleine vorangelegte Gruben einlegte. So sind Tierköpfe und ihre Körper, welche ineinander verschlungen sind, abgebildet. Es gibt jeweils entlang der langen Seiten drei Tiere, die den Kiefer weit geöffnet haben. Die zwei inneren Tiere sind flechtbandartig angeordnet. In der Mitte ist ein Tierfuss zu sehen.



Fundort: Basel? (Schweiz/ Deutschland/ Frankreich)
Frühmittelalter, Mitte 7. Jh. n. Chr.
Eisen, bichrom tauschiert (Silber- Messing)
Länge 79.9 mm, Breite 38 mm, Tiefe 8.3 mm, Gewicht 45 g
Alter Bestand
Inv.-Nr. 1906.834.12

Autorin: Rebecca Kündig

Silbertauschierte Gürtelgarnitur

Die Reste einer Gürtelgarnitur für einen Mann wurden in einem Grab an der Neuweilerstrasse entdeckt; sie stammen aus dem Frühmittelalter. Die Oberflächen sind mit Silberdraht verziert und zeigen Flechtbänder sowie geometrische Muster. Gürtel dienten zum Tragen von Waffen und Gürteltaschen.

Die Gürtelgarnitur stammt aus einem Grab, das 1898 an der Neuweilerstrasse ausgegraben wurde. Der Gürtel wurde vermutlich von einem Mann getragen und datiert ins frühe 7. Jahrhundert n. Chr. Es handelt sich um die Beschläge eines Gürtels, wobei aber der Hauptbeschlag und der Dorn fehlen. Vorhanden sind der Bügel, ein dekorativer Gegenbeschlag, der eine Spiegelung des Hauptbeschlags darstellt, sowie ein fast quadratischer Rückenbeschlag. Die Schauseiten sind mit Silbertauschierung verziert. Bei dieser Technik wird tordierter Silberdraht mit grosser Präzision in Vertiefungen auf der Werkoberfläche eingehämmert. Die zwei noch erhaltenen Hohlniete aus Buntmetall auf dem Rückenbeschlag überdeckten die nicht mehr erhaltenen Eisenniete, die zur Befestigung am Leder dienten. Ursprünglich zierten den Rückenbeschlag vier, den Gegenbeschlag drei Hohlniete. Zwei der Einzelteile sind mit Flechtbändern verziert. Diese Verzierungsart war im Frühmittelalter sehr beliebt und findet sich auf vielen Metallobjekten. Zu einem späteren Zeitpunkt des Frühmittelalters wurden gar Tierdarstellungen und Flechtbänder kombiniert, sodass schlangenähnliche Tiere miteinander verwoben waren. Der Gürtel hielt nicht nur die Kleidung zusammen, der Rückenbeschlag gab auch einer Gürteltasche Halt. Am Gürtel trug man ausserdem manchmal ein merowingisches Kurzschwert, den sogenannten Sax. Im Frühmittelalter hatten Gürtel nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern auch eine unheilabwehrende Funktion. Es gab Reliquiarschnallen, welche kleine Reliquien enthielten, aber auch dem Eisen und der Schmiedekunst kam vermutlich eine kultische Funktion zu.



Herstellungsort unbekannt
Frühmittelalter, spätes 6. bis frühes 7. Jahrhundert n. Chr.
Eisen und Silberdraht, halbkugelige Hohlniete aus Buntmetall
Bügel: 5.9 auf 1.2 cm, Gegenbeschlag: 4.25 auf 6.4 cm, Rückenbeschlag: 4.02 auf 4.5 cm
Inv.-Nr. 1906.834.11, 1906.834.14, 1906.834.15

Autorin: Rebecca Kündig

Röhrenausgusskanne

Diese Röhrenausgusskanne wurde 1905 auf dem Gräberfeld Aeschenvorstadt gefunden und um die Jahrhundertwende des 7. Jahrhunderts in der Region produziert. Die Kanne war womöglich Teil eines Trinkgeschirrs. Sie ist mit einem Rollraddekor auf der Gefässschulter verziert. Auf der Innenseite ist ein Fingerabdruck zu erkennen.

Die Keramik des Frühmittelalters ist ein vielschichtiges Forschungsthema. Verschiedene Töpfertraditionen begegnen sich und werden in dieser Zeit zu neuen Formen und Fertigungsweisen kombiniert. Die Diversität der Gefässe ist entsprechend hoch. Anders als andere Kategorien von Grabbeigaben finden sie sich in Gräbern beiderlei Geschlechts. Auch die 1905 auf dem spätantiken bis frühmittelalterlichen Gräberfeld in der Aeschenvorstadt gefundene Röhrenausgusskanne gehört in diesen historischen Kontext. Röhrenausgusskannen ermöglichen es, Flüssigkeiten über eine Röhre auszugiessen. Womöglich war sie mit einem Trinkgefäss vergesellschaftet und war so Teil eines Trinkgeschirrs. Die Idee der Röhrenausgusskanne wurde vom sechsten bis zum achten Jahrhundert tradiert. Die Produktionszeit dieser hier vorliegenden Röhrenausgusskanne kann um die Jahrhundertwende des siebten Jahrhunderts angesetzt werden. Der genaue Produktionsort ist unbekannt. Anhand von morphologischen Merkmalen und der Färbung lässt sich die vorliegende Kanne zum Typ Eschentzwiller ordnen. Dieser Typ ist in der Nähe des Rhein im Elsass, in Baden und in der Nordwestschweiz verbreitet. Scheibengedrehte Ware vom Typ Eschentzwiller weist eine intensiv orangene Färbung und relativ scharfe Kanten auf. Die Kanne trägt ein Dekor aus Bändern mit doppelten Rechtecken, die mit einem Rollrad aufgebracht wurden. Auf der Innenseite lässt sich ein Fingerabdruck erkennen. Das Gefäss wurde hier offenbar berührt, als der Ton noch feucht war. Kleine Details wie diese erlauben uns einen Einblick in die Töpferei vor 1400 Jahren.



Fundort: Elsass oder Baden
Frühmittelalter, spätes 6. bis frühes 7. Jahrhundert n. Chr.
Keramik
Höhe 20.5 cm, Bauchdurchmesser 9.7 cm
Inv.-Nr. 1905.417

Autoren & Betreuung

Studienjahr 2020

Im Kurs bestimmten die Studierenden Beigaben aus spätantiken und frühmittelalterlichen Gräbern, die in Basel und in Kaiseraugst ausgegraben wurden. Unter der Leitung von Juha-Matti Fankhauser und Anna Flückiger haben folgende Studenten und Studentinnen Katalogbeiträge verfasst:

Aline Damiano; Leah Dellenbach; Michèle Ernste; Lara Lenz

Redaktion: Juha Matti Fankhauser, Anna Flückiger, Pia Kamber, Daniel Suter
Archäologische Betreuung: Pia Kamber, Franziska Schillinger
Fotos: Natascha Jansen, Philipp Emmel HMB

Autorin: Aline Damiano

Einreihiger Dreilagenkamm

Der Kamm stammt aus dem Grab eines erwachsenen Mannes, der im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Basel-Bernerring bestattet wurde. Es wird vermutet, dass die Beigabe eines Kammes auch eine symbolische Bedeutung hatte, die weit über die gewöhnliche Haarpflege hinausging.

Die meisten frühmittelalterlichen Kämme sind aus Bein gefertigt und bestehen somit aus Knochen oder Geweih. Üblicherweise wird Geweih bei der Kammherstellung gegenüber Knochen bevorzugt, da Geweih ein elastischeres und damit auch ein belastbareres Material ist. Die Kämme der Merowingerzeit (5. – 8. Jh. n. Chr.) sind alle dreilagig konstruiert. Dabei besteht der Kamm aus zwei Griffplatten. Dazwischen wurden die feinen Zähne mit Hilfe von Zinkplättchen eingeklemmt und durch Eisenstifte fixiert. Damit unterscheiden sich diese Kämme von den älteren einlagigen Formen. Einreihige Kämme, wie das Exemplar aus Basel-Bernerring, verfügen über nur eine Zahnreihe. Diese sind in der Merowingerzeit seltener als die zweireihigen Kämme, welche auf beiden Seiten gezähnt sind. Kämme werden in Männer-, Frauen- und auch Kindergräbern vorgefunden, die unterschiedlich reich ausgestattet sind. Archäologinnen und Archäologen bleibt üblicherweise verborgen, welche Intention jeweils hinter der Beigabe eines Kammes stand. Aus Schriftquellen ist jedoch bekannt, dass bei den merowingischen Königen der Verlust des Haupthaars mit dem Verlust der Königswürde einherging. Dies beweist, dass dem Haar in jener Zeit eine relativ grosse symbolische Bedeutung zukam. Es ist somit denkbar, dass der Kamm im Grabkontext einen symbolischen Stellenwert hatte und nicht nur ein einfacher Gebrauchsgegenstand war.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 5
Frühmittelalter, zweite Hälfte 6. Jh. n. Chr.
Bein (Knochen), Eisen
Länge 12.7 cm
Inv.-Nr. 1931.513.

Autorin: Aline Damiano

Rosettenförmige Granatscheibenfibel

Die rosettenförmige Gewandschliesse stammt aus dem Grab einer erwachsenen Frau, die im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen bestattet wurde. Die Granatscheibenfibel wurde mit Hilfe der sogenannten Cloisonné-Technik gefertigt, welche im Frühmittelalter äusserst beliebt und weitverbreitet war.

Die Granatscheibenfibel diente zum Schliessen eines Mantels oder Umhangs. Die Fibel wurde im Cloisonné-Stil gefertigt. Dabei werden die Granate mit einer gewaffelten Goldfolie unterlegt, welche als Reflektor dient und das Schmuckstück bei Lichteinfall zum Funkeln bringt. Schriftliche Quellen und mineralogische Untersuchungen bezeugen, dass die Granate vor dem Ende des 6. Jahrhunderts meist aus Indien oder Sri Lanka importiert wurden. Ab dem 7. und 8. Jahrhundert wurden hingegen mehrheitlich europäische Granate verwendet. Diese eigneten sich auf Grund ihrer Beschaffenheit jedoch weniger für den Cloisonné-Stil, weshalb dieser vermutlich gegen Ende des 6. Jahrhunderts allmählich aufgegeben wurde. Die Fibel aus Basel datiert ins späte 6. oder frühe 7. Jahrhundert und gehört damit zu den jüngeren Cloisonné-Fibeln. In antiken und frühmittelalterlichen Mythen wird berichtet, dass der Granat über eine innere Hitze verfüge, welche ihn im Dunkeln zum Leuchten bringe. Dies spiegelt sich auch in seinem lateinischen Namen carbunculus (glühende Kohle) wieder. Weiter galt der Granat aufgrund seiner roten Farbe als Herrschersymbol und stand im Christentum symbolisch gar für Jesus Christus selbst. Ob diese Symbolik auch auf die Granatscheibenfibel aus Basel übertragen werden kann, muss ungewiss bleiben. Sicher ist jedoch, dass diese Fibeln aufgrund ihrer äusserst ansprechenden Ästhetik gerne getragen wurden.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 125
Frühmittelalter, spätes 6. Jh. - Anfang 7. Jh. n. Chr.
Silber, Granat, Goldfolie, organische Kittmasse
Durchmesser 2.0 cm, Gewicht 1.4 g
Inv.-Nr. 1934.230.

Autorin: Leah Dellenbach

Schilddornschnalle

Die bronzene Schilddornschnalle stammt aus dem 7. Jahrhundert und war höchstwahrscheinlich Teil einer Beintracht. Diese sogenannte Schilddornschnalle stammt aus dem Gräberfeld Basel-Kleinhüningen. Die Fundumstände der Schnalle sind unklar. Sie wurde erst nach der Ausgrabung dem Grab 110 zugewiesen. Aus diesem Grund ist nicht auszuschliessen, dass die Schnalle einst in einem anderen Grab lag und die Fundlage vertauscht wurde.

Die Schilddornschnalle besteht aus Bronze und weist einen rechteckigen Bügel und einen dreieckigen Beschlag auf. Auf der Rückseite ist sie hohl und mit Stegösen versehen. Mit Hilfe dieser Ösen wurde die Schnalle an Lederbändchen befestigt. Aufgrund von Vergleichsbeispielen wird vermutet, dass es sich dabei um die Schnalle einer Wadenbindengarnitur handelt. Die Wadenbindengarnitur bestand aus Lederbändchen, welche über Strumpftücher um die Unterschenkel und die Schuhe gewickelt wurden. Die Lederbändchen dienten dazu, ein Abrutschen der Bein- und Fussbekleidung zu verhindern und dadurch die Kleidung an Ort und Stelle zu halten. Mit der Schnalle wurden die Lederbänder im Bereich des Fusses verschlossen. Der trianguläre Beschlag ist mit einem stark abstrahierten Tier verziert. Der Körper des Tieres ist langgezogen und nur der Kopf mit den Augen ist klar zu erkennen. Diese Art von Muster wird in der Archäologie als Tierstil II bezeichnet und tritt ab dem 6. Jahrhundert in ganz Europa auf.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 110
Frühmittelalter, 610 – 660 n. Chr.
Bronze
Länge 5.6 cm, Breite 1.2 cm, Höhe 2.1 cm
Inv.-Nr. 1947.100.

Autorin: Leah Dellenbach

Taschenbügel

Beim hier abgebildeten Objekt handelt es sich um einen sogenannten Taschenbügel. Er war Bestandteil des Verschlusses einer kleinen Tasche aus organischem Material, das sich im Boden zersetzt hat und deshalb nicht mehr erhalten ist. Der Taschenbügel diente vermutlich auch als Feuerstahl, der gegen einen Feuerstein geschlagen wurde, um Funken zu erzeugen.

Der Taschenbügel besteht aus Eisen und ist unverziert. Seinen oberen Abschluss bildet eine kleine Schnalle, mit der die Tasche verschlossen wurde. Solche Taschen wurden üblicherweise an einem Gürtel befestigt und von Männern getragen. Der Taschenbügel wurde zusammen mit einer eisernen Gürtelschnalle, einer Pfeilspitze und einem Messer im Grab eines 7–14 -jährigen Jugendlichen im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen gefunden. Auf Grund seiner speziellen Form stellt sich die Frage, ob der Taschenbügel zugleich als Feuerstahl benutzt wurde, was bei anderen ähnlichen Stücken nachgewiesen werden konnte. Unter einem Feuerstahl versteht man eine Art frühes Feuerzeug. Mit einem Silex oder einem anderen quarzithaltigen Gestein wurde an die Unterseite des Eisens geschlagen. Die dabei abspringenden Funken wurden mit einem Zunderschwamm aufgefangen. Mit diesem konnten dann Stroh, trockene Rinde oder Späne angezündet werden, um so ein Feuer zu entfachen. Damit überhaupt ein Funke entstehen kann, ist es wichtig, dass das Eisen kohlenstoffreich ist und während der Herstellung kalt abgeschreckt wurde. Feuerstahle gab es während des frühen Mittelalters in verschiedenen Formen. Der Vorteil bei der Art von Feuerstahl, wie er in Grab 82 zum Vorschein kam, ist seine Multifunktionalität: Er war ein Werkzeug, mit dem man ein Feuer entfachen konnte, und fungierte gleichzeitig als Taschenbügel.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 82
Frühmittelalter, 450 – 510 n. Chr.
Eisen
Länge 9.2 cm, Breite (Schnalle) 1.1 cm
Inv.-Nr. 1933.873.

Autorin: Michèle Ernste

Schlüssel

Der Eisenschlüssel gehört zu einem Holzkästchen mit Federschloss. Verzierte Kästchen werden öfters in reich ausgestatteten Frauengräbern des späten 6. und frühen 7. Jahrhunderts gefunden – so auch in Basel.

Der Eisenschlüssel mit zweizinkigem Bart aus und kam in einem reich ausgestatteten Frauengrab im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Basel Bernerring zum Vorschein. Der Schlüssel gehört zu einem mit Zierbeschlag geschmückten Holzkästchen aus demselben Grab. Holzkästchen dieser Art sind fast ausschliesslich in Frauengräbern aus dem späten 6. und frühen 7. Jh. n. Chr. zu finden. Bei einigen Kästchen aus anderen Fundstellen ist eine Federschlosskonstruktion erhalten, die auch zum Schlüssel aus Basel passen würde. Die am Deckel angebrachte Feder rastete hinter einer Metallplatte am unteren Kastenteil ein. Wenn man den Schlüssel im Schlüsselloch um 90 Grad drehte und dann daran zog, drückten die Zinken am Bart die Feder durch zwei passende Löcher in der Metallplatte zusammen und man konnte das Kästchen öffnen. Ein besonders gutes Vergleichsbeispiel für ein Käschen mit einem Zierbeschlag wurde in einem reichen Frauengrab unter dem Chor des Kölner Doms gefunden. Der Zierbeschlag ist mit demjenigen aus Basel nahezu identisch. Beide Kästchen haben ein etwas zur Seite versetztes Schlüsselloch. Dies bedeutet, dass die Federkonstruktion des Schlosses zentral am Kästchen angebracht werden konnte.
Leider hat sich der Inhalt des Kästchens nicht erhalten. Wurde darin kostbarer Schmuck weggeschlossen? Waren es Textilien oder Utensilien zur Textilherstellung, die in so sorgfältig dekorierten Kästchen aufbewahrt wurden?



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 27
Frühmittelalter, spätes 6. – frühes 7. Jh. n. Chr.
Eisen
Länge 16.3 cm, Breite (Bart) 1.8 cm
Inv.-Nr. 1932.160.

Autorin: Michèle Ernste

Delfinkopfschnalle

Die bronzene Delfinkopfschnalle gehört zu einer Schnallenart aus dem späten 4. Jahrhundert, wurde aber in einem Gräberfeld gefunden, welches frühestens in der Mitte des 5. Jahrhunderts angelegt wurde. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Antiquität, die einem der Verstorbenen mit ins Grab gegeben wurde.

Die Bronzeschnalle stammt aus einem ausgeraubten Grab des frühmittelalterlichen Gräberfelds von Basel-Kleinhüningen. Sie zeigt zwei aus dem Schnallenrahmen herauswachsende Delfine, die miteinander durch ihre geöffneten schnabelartigen Schnauzen verbunden sind. Die Datierung der Schnalle wirft für Archäologen und Archäologinnen einige Fragen auf. Die sogenannte Delfinkopfschnalle gehört zu einer grösseren Gruppe von spätantiken römischen Gürtelschnallen, welche mit Tiermotiven verziert sind. Die Tierkopfschnalle aus Basel ist ein eher früher und einfacher Typ. Diese Art der Delfinkopfschnallen wird ins späte 4. Jahrhundert datiert und kommt vor allem im nordöstlichen Raum des römischen Reiches vor. Dies steht in Widerspruch zur Datierung der Nekropole von Basel-Kleinhüningen. Der Anfang der Belegung des Gräberfelds wird üblicherweise in die Mitte des 5. Jahrhunderts datiert. Demnach ist die Schnalle ein sogenanntes Altstück, also eine Antiquität. Solche Gegenstände, die schon zum Zeitpunkt der Bestattung sehr alt waren, findet man öfters in frühmittelalterlichen Gräbern. Handelt es sich hier um ein Erbstück, um eine bedeutungsvolle Antiquität oder um einen aus der Mode geratenen Gebrauchsgegenstand? Wurde die Schnalle wertvoller durch ihr Alter, oder verlor sie an Wert? Leider lassen sich diese wichtigen Fragen nicht mehr klären.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 39
Frühmittelalter, spätes 4. Jh. n. Chr.
Bronze
Länge 4.9 cm, Breite 2.8 cm
Inv.-Nr. 1933.489.

Autorin: Lara Lenz

Riemenzunge

Die bronzene Riemenzunge mit Flechtbandornamentik stammt aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen. Eine Riemenzunge hat die Funktion, das Einfädeln des Riemens durch den Schnallenbügel zu vereinfachen. Im Frühmittelalter gehörte eine Riemenzunge dieser Grösse meistens zu einer Wadenbindengarnitur, mit der man die Strümpfe am Unterschenkel befestigte.

Diese kleine Riemenzunge aus Bronze wurde im Grab 223 des Gräberfeldes Basel-Kleinhüningen gefunden und war wahrscheinlich Teil einer Wadenbindengarnitur, wie sie im 6. Jahrhundert sehr gebräuchlich waren. Ihre Funktion war, die Wadenbinde oder den Strumpf mit sich überkreuzenden Lederriemen am Unterschenkel zu fixieren. Die Enden des Riemens wurden dafür um den Fuss herumgeführt und auf dem Rist mit einer Schnalle verschlossen. Daher werden die Riemenzungen aus Gräbern meist im Bereich der Füsse der Toten gefunden. In diesem Grab kamen jedoch weder ein Skelett noch weitere Beigaben zum Vorschein, sodass eine Verlagerung der Riemenzunge aus einem anderen Grab für möglich gehalten wird. Dafür spricht auch, dass Riemenzungen meist paarweise gefunden werden, es sich hierbei jedoch um einen Einzelfund handelt. Das Mittelstück der Riemenzunge ist mit einer Flechtbandornamentik versehen. Der Ursprung der Flechtbandornamentik liegt im Orient, wo Flechtbänder als Dekorelement schon seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. vorkamen.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 223
Frühmittelalter, 6./7. Jh. n. Chr.
Bronze
Länge 4.6 cm, Breite 1.3 cm
Inv.-Nr. 1947.95.

Autorin: Lara Lenz

Knickwandtopf

Dieser scheibengedrehte Knickwandtopf stammt aus dem Sarg einer erwachsenen Frau, die gegen Ende des 6. Jahrhunderts im Gräberfeld von Basel-Bernerring begraben wurde. Namensgebend für diese Gefässform ist der charakteristische Knick in der Gefässwandung.

Der Knickwandtopf ist die Hauptform der frühmittelalterlichen Gefässkeramik und entwickelte sich gegen Ende des 5. Jahrhunderts aus römischen Vorgängerformen, welche wie die Knickwandtöpfe ebenfalls mit Stempeldekoren verziert waren. Der vorliegende Knickwandtopf trägt 22 identische Einzelstempelungen. Es handelt sich um quergerippte Halbkreisbögen, die zwischen mehreren umlaufenden Riefen oberhalb der Gefässschulter eingedrückt wurden. Die Stempel, mit denen die für Knickwandtöpfe charakteristischen Muster hergestellt wurden, bestanden aus Knochen oder Geweih. Im Frühmittelalter gehörte Keramik zu den häufigen Grabbeigaben beider Geschlechter. Knickwandtöpfe werden in Gräbern häufig in der Nähe der Füsse des Skeletts gefunden. Offensichtlich handelt es sich um Behälter für Nahrungsmittel, die den Verstorbenen mitgegeben wurden. Die Knickwandkeramik wurde jedoch nicht nur als Grabkeramik hergestellt, sondern auch im alltäglichen Leben benutzt. Dies bezeugen Knickwandgefässe, die in Siedlungen gefunden wurden.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 15
Frühmittelalter, 6. Jh. n. Chr.
Keramik, Ton gemagert mit Quarz und Limonit
Höhe 11.1 cm, Randdurchmesser 13.2 cm, Bodendurchmesser 7.5 cm
Inv.-Nr. 1931.622.

Autoren & Betreuung

Studienjahr 2019

Im Kurs bestimmten die Studierenden Beigaben aus spätantiken und frühmittelalterlichen Gräbern, die in Basel und in Kaiseraugst ausgegraben wurden. Unter der Leitung von Anna Flückiger und Ulrich Stockinger haben folgende Studenten und Studentinnen Katalogbeiträge verfasst:

Furrer, Lea Alice; Gwerder, Aaron; Haesen, Anna; Hanker, Nektaria Alexia; Häseli, Valentin; JeanRichard-dit-Bressel, Roger; Kübler, Simon; Rindlisbacher, Hélène; Schellenberg, Melina; Schenker, Lena; Setz, Florian; Wacker, Daniel; Zimmermann, Danja

Konservatorische Betreuung & Redaktion: Pia Kamber; Restauratorische Betreuung: Barbara Ihrig, Franziska Schillinger; Fotos: Natascha Jansen, HMB

Autorin: Lea Alice Furrer

Perlen-Ensemble

Dieses Perlen-Ensemble wurde einer recht vermögenden Frau ins Grab beigegeben. Sie trug die Perlen entweder als Halskette oder aufgenäht auf ihrer Kleidung.

Das Ensemble besteht aus vielen verschiedenen Perlenarten, welche wahrscheinlich unter anderem aus Ägypten, Italien und Osteuropa ihren Weg in dieses Basler Grab fanden und auf ganz unterschiedliche Art hergestellt wurden.

Neben den einfarbigen Perlen aus Glas, das wohl aus Ägypten stammt, sind einige ganz besondere Stücke vorhanden:

Vier Millefiori-Perlen – der Name stammt von den «tausend» verschiedenfarbigen Blüten, die die vorliegenden Stücke mit den roten Rändern zieren – gehören zu den wertvollsten Bestandteilen des Perlen-Ensembles und sind zwischen 540 und 560 n. Chr. noch selten. Eine kleine, runde Bernsteinperle, die durch die lange Zeit in der Erde in eine unscheinbare, rötlich-weiss gefleckte Kugel verwandelt wurde, stammt aus dem Baltikum. Eine aufwendig geschliffene Perle aus karneolartigem Silex, einem rötlich-weissen Gestein, ist ebenfalls ein rares Stück und wahrscheinlich durch Einflüsse aus dem osteuropäischen Raum inspiriert. In dieser Grabbeigabe spiegelt sich das globale Netzwerk, in welches Basel bereits im Frühmittelalter stark eingebunden war. Der Dame von Basel-Bernerring wurde sozusagen die halbe Welt mit ins Grab gegeben!



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 16
Frühmittelalter, 540–560 n. Chr.
Glas, Bernstein, karneolartiger Silex
35 Perlen, Dm. 0,3–1,6 cm
Inv. 1931.634.

Autorin: Lea Alice Furrer

Ringtrense

Diese achtteilige Ringtrense aus Eisen stammt aus dem Körpergrab eines erwachsenen Mannes, der zwischen 520 und 550 n. Chr. im Gräberfeld Basel-Bernerring begraben wurde. Als «Trense» bezeichnet man den Teil eines Zaumzeugs, welchen das Reittier im Maul hat. Bei einer Ringtrense ist die Stelle, an welcher die Zügel befestigt werden, ringförmig. Die Grösse dieser Trense spricht mit ihren 14 cm Gebissweite eher für ein Pferd als «Träger», da Pferde ein etwas breiteres Gebiss haben als die kleineren Ponys oder Esel.

Die ledernen Bestandteile des Zaumzeugs wie Zügel und Riemen haben sich nicht erhalten. Es handelt sich wohl um eine einfache, zweckmässige Zaumzeug-Garnitur, da sich keine metallenen Zierbeschläge, welche teilweise am Zaumzeug angebracht waren, im Grab befanden. Trensen oder allgemein Reitutensilien in Gräbern zeigen an, dass der oder die Verstorbene einer vermögenderen Schicht angehörte: Man konnte sich ein Pferd leisten und dieses als Reittier, nicht aber als Arbeitstier nutzen. Nicht nur Männern gab man Reitutensilien mit ins Grab, man findet sie auch in Frauengräbern. Manchmal wurden auch nur kleine Teile einer Zaumzeug-Garnitur beigegeben, zum Beispiel die Zwingen, an welchen die Zügel befestigt waren. Sie wurden unter anderem in den Gürtelgehängen junger Mädchen gefunden. Dass den Verstorbenen Reitutensilien ins Jenseits mitgegeben wurden, zeigt uns, wie wertvoll und prestigeträchtig Reittiere für die Menschen im frühen Mittelalter waren.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 5
Frühmittelalter, 520–550 n. Chr.
Eisen
L. ca. 28 cm
Inv. 1931.530.

Autor: Aaron Gwerder

Glasflasche

Diese Flasche wurde aus einem reich ausgestatteten frühmittelalterlichen Grab in Kleinhüningen geborgen. Sie besteht aus grünlichem Glas. Dekoriert wurde sie am Hals mit einer feinen Auflage von dünnen Glasfäden sowie mit eingeschliffenen Rillen rund um den Flaschenbauch. Die Form erinnert an spätrömische Flaschen, jedoch ist das Grabinventar klar frühmittelalterlich.

Hergestellt wurde die Flasche wahrscheinlich in der Region Basel, jedoch stammt die Rohglasmasse wahrscheinlich nicht von hier, sondern von weit her, etwa aus dem Gebiet des heutigen Ägypten oder Palästina. Möglicherweise wurde das Glas für die Flasche auch aus alten oder kaputten Gläsern wiedergewonnen, also recycelt. Dafür würde auch die grünliche (Natur-)Farbe des Glases sprechen, da für farblose Gläser die Rohglasmasse noch entfärbt werden muss.

Glas hatte im Frühmittelalter einen hohen materiellen Wert. Es war kein Massenprodukt, sondern ein Luxusartikel. Deshalb sind Gläser in Gräbern auch meist ein Hinweis auf den Reichtum und den hohen Status der Bestatteten. In frühmittelalterlichen Gräber werden vielfach Glas- oder Keramikflaschen zusammen mit Bechern oder kleinen Töpfen auf die letzte Reise mitgegeben. Diese Gegenstände bilden zusammen ein Trinkgeschirr, wie es auch zu Lebzeiten verwendet wurde.

Möglicherweise wurden in den Flaschen, die oft ohne Verschluss gefunden werden, auch duftende Essenzen ins Grab mitgegeben. Diese konnten dann das Grab mit ihrem Wohlgeruch erfüllen und waren eventuell ein Versuch, die sonstigen Grabgerüche zu überdecken.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 94
Frühmittelalter, 5./6. Jh. n. Chr.
Glas
H. 16,7 cm; Dm. 10,2 cm (Bauch)
Inv. 1933.911.

 

Autor: Aaron Gwerder

Fingerring mit Vogeldarstellung

Dieser in einem Grab in Kleinhüningen gefundene Ring datiert aus dem zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts n. Chr. Er wurde aus Bronze gefertigt und besitzt auf der Oberseite eine Platte, auf der ein Vogel dargestellt ist. Sein Aufbau erinnert an die goldenen Siegelringe frühmittelalterlicher Könige und Königinnen oder an die wertvollen Münzringe der Kaiser im fernen Byzanz.

Der Ring ist jedoch einfacher gemacht als seine wertvollen Vorbilder. Im polierten Zustand aber glänzt die Bronze wie Gold. Auch wurde er nicht mühsam aus mehreren Stücken zusammengelötet, sondern in einem Stück gegossen. Rund um die Platte mit dem Vogel sind Kerbverzierungen zu erkennen, die wohl eine Imitation von Filigranverzierungen auf Goldringen sind.

Es stellt sich nun die Frage, wer einen solchen Ring trug, der zwar nicht zu den wertvollsten zählte, aber sicher nicht ohne Wert und Prestige war. Möglicherweise gehörte er einem lokalen Anführer oder Beamten, der nicht die gleiche Macht hatte wie ein König, aber trotzdem ein gewisses Ansehen in seinem Dorf besass und dies mit dem Ring vielleicht auch zeigte.

Der Vogel auf dem Ring stellt möglicherweise einen Adler dar. Dies kann auch etwas über seinen Träger aussagen. So werden Adler manchmal als christliches Symbol interpretiert. Wollte der Träger so möglicherweise seiner Religion Ausdruck verleihen? Frühmittelalterliche Tierdarstellungen zeigen neben dem Adler auch gerne andere Tiere, wie beispielsweise Bären, Eber und Wölfe.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 246
Frühmittelalter, 2. Drittel 7. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
Dm. 2,2 cm
Inv. 1966.321.6.

Autor: Valentin Häseli

Bügelfibel

Diese einzigartige Bügelfibel wurde im Jahr 1934 im frühmittelalterlichen Gräberfeld Basel-Kleinhüningen im Grab eines etwa 50-jährigen Mannes gefunden. Archäologinnen und Archäologen ordnen solche Fibeln der Gruppe «Gross-Umstadt» zu. Ihre Entstehungszeit in der Mitte des 5. Jahrhunderts fällt in eine Epoche, die von grossen Veränderungen geprägt war.

Die Gestalt von Fibeln ist im Laufe der Zeit verschiedenen Modeerscheinungen unterworfen, so wie wir es auch heute noch von anderen Accessoires her kennen. Das betrifft sowohl die Form und Verzierung als auch die Art, wie sie getragen werden. Die Bügelfibel aus Grab 108 steht am Anfang einer sich gerade erst bildenden neuen Fibelmode. Am Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter haben sich noch keine festen, weitverbreiteten Formmerkmale etabliert. Daher zeichnen sich die frühen Bügelfibeln durch verschiedenste Variationen und Verzierungen aus. Man könnte also bei dem bestatteten Mann von einem Trendsetter sprechen!

In Grab 108 lagen weitere sehr wertvolle Objekte. Dazu gehören neben der Bügelfibel eine Gürtelschnalle aus vergoldetem Silber und eine Riemenzunge aus Silber. Angesichts der kostbaren und kunstvoll gefertigten Grabbeigaben ist es gut möglich, dass es sich bei diesem Mann um ein Mitglied der lokalen Elite gehandelt hat. Die Art der Bestattung des Mannes ist ebenfalls auffällig. Es finden sich bei ihm keine Waffenbeigaben, wie sie in frühmittelalterlichen Gräbern sonst oft vorkommen. Möglicherweise spiegelt dieses Begräbnis ein Überbleibsel der spätantiken, romanischen Bestattungstradition wider. Dafür spricht auch die Lage der Bügelfibel. Ihre Position über der Schulter deutet darauf hin, dass der Mann aus Grab 108 auf seiner letzten Reise ein paludamentum, einen kurzen Wollmantel, trug. Dieses Kleidungsstück ist typisch für die römische Kultur, wurde aber auch im Frühmittelalter noch getragen.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 108
Frühmittelalter, 2. Drittel 5. Jh. n. Chr.
Silber
L. 7,2 cm; B. 1,7 cm (Kopfplatte)
Inv. 1934.171.

 

Autor: Valentin Häseli

Kolbendorn-Schnalle, Gürtelhafte und Ring eines Gürtelgehänges

Die drei Fundstücke stammen aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld Basel-Bernerring und waren Teile des Gürtels der in Grab 16 bestatteten Frau. Die Gürtelschnalle wird aufgrund der quer gerippten Verdickung am unteren Ende des Dornhackens als «Kolbendorn-Schnalle» bezeichnet.

Gürtelschliessen in dieser Form kommen während des gesamten 6. Jahrhunderts vor. Damit die Kolbendorn-Schnalle am Gürtelriemen befestigt werden konnte, war eine Gürtelhafte nötig. Mit ihr wurde der Lederriemen hinter der Schnalle vernietet.

Die Fundlage des kleinen Rings im Bereich der Beine weist darauf hin, dass es sich bei diesem Objekt nicht um einen Fingerring handelt. Er stammt vielmehr ebenfalls von einem Teil des Gürtels, nämlich vom Gürtelgehänge der bestatteten Frau. Ein Gürtelgehänge gehörte zur frühmittelalterlichen Frauenkleidung, weshalb man dessen Überreste oft bei weiblichen Bestattungen findet. Es bestand aus verschiedenen Gegenständen, die – mit Stoff- oder Lederriemen befestigt – vom Gürtel herabhingen. Wie man heute vermutet, hatten viele dieser Gegenstände eine kultische, unheilabwehrende oder magische Funktion. Daneben waren am Gürtelgehänge aber auch ganz praktische Gegenstände befestigt wie Messer, Scheren, Pinzetten oder Kämme. Auch bei der Frau aus Grab 16 fanden sich die Reste eines Messers mit Holzgriff sowie Fragmente eines Kamms aus Knochen. Man kann das frühmittelalterliche Gürtelgehänge mit einer Handtasche aus der heutigen Zeit vergleichen. Daran findet man viele nützliche Objekte, beispielsweise für die Körperpflege. Zusätzlich hat es auch dekorative und symbolische Funktion.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 16
Frühmittelalter, 6. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
L. 3,5 cm, B. 2,1 cm (Gürtelschnalle); L. 2,1 cm, B. 1,4 cm (Gürtelhafte); Dm. 1,7 cm (Ring)
Inv. 1931.629. (Gürtelschnalle), 1931.630. (Gürtelhafte), 1931.628. (Ring)

 

Autorin: Anna Haesen

Spiraldraht-Armring

Dieser Armring aus Bronze stammt aus einem Frauengrab des römisch-frühmittelalterlichen Gräberfeldes Basel-Aeschenvorstadt. Er datiert aus dem 4. Jahrhundert, also aus der spätrömischen Kaiserzeit.

Bronzene Armringe waren in der gesamten römischen Kaiserzeit in den Provinzen als Schmuck beliebt. Tordierte (also um die eigene Achse gedrehte) Draht-Armringe wie dieser wurden vor allem in der späten Kaiserzeit getragen. Ihre Ausbreitung bis in die entlegensten Winkel des Imperium Romanum zeigt, dass die Armring-Mode kein lokales Phänomen war, sondern dass diese Armringe bei Bewohnerinnen aus verschiedenen Provinzen des Imperiums als Accessoires begehrt waren. Wegen ihrer simplen Machart und des Nichtvorhandenseins von Verzierungen gelten die tordierten Bronze-Armringe als beliebter Schmuck der Mittelschicht.

Der Fund von tordierten Armringen aus Glas in römischen Provinzstädten wie Augusta Raurica – welche als wertvollere Varianten der Draht-Armringe gelten – belegt jedoch, dass die Form in allen gesellschaftlichen Schichten beliebt war. Die Wahl des Materials war daher durchaus ein «soziales Statement».

Armringe wurden in der römischen Kaiserzeit oft paarweise getragen, mit je einem Ring an jedem Arm. Der Fund eines zweiten ähnlichen Ringes in diesem Frauengrab lässt vermuten, dass dies auch hier der Fall war. Ausserdem wurden solche tordierten Armringe manchmal auch mit tordierten Fingerringen kombiniert. Von Fingerringen fehlt bei dieser Bestattung allerdings jede Spur.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 298
spätrömisch, 4. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
Dm. 6,9 cm
Inv. 1957.118.

 

Autorin: Anna Haesen

Perlenkette

Diese Perlenkette aus einem frühmittelalterlichen Grab des Gräberfeldes Basel-Aeschenvorstadt besteht aus 63 Glasperlen verschiedener Farben und Formen. Von diesen Perlen sind nur wenige verziert, was die Datierung der einzelnen Perlen schwierig macht.

Bestimmte Verzierungen waren nämlich zu bestimmten Zeiten verbreitet. Es gab aber Formen, welche über Jahrhunderte hinweg produziert wurden. Deshalb kann die Datierung von Perlenketten zu einem Detektivspiel werden. Zum Glück gibt es Kombinationen verschiedener Perlentypen, die nur zu bestimmten Perioden populär waren: Die Kombination von doppelkonischen, polyedrischen und verzierten Perlen, wie man sie bei dieser Kette vorfindet, kommt in den ersten Jahrzenten des 7. Jahrhunderts (610–650 n. Chr.) vermehrt vor.

Dies muss aber nicht bedeuten, dass alle Perlen aus der gleichen Zeit stammen. Für das Frühmittelalter belegt ist auch das Tragen älterer Perlen, die womöglich von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurden. So hatten die Perlenketten sowohl einen materiellen als auch sentimentalen Wert.

Obwohl Perlen oft wie heute an Ketten getragen wurden, dienten sie auch in anderer Weise als Zierde, sie wurden z. B. auf die Kleidung aufgestickt oder als Verzierung am Gürtel befestigt. Als einzige andere Grabbeigabe dieser in Basel bestatteten Frau wurde eine kleinere Perlenkette gefunden, welche wahrscheinlich als Armband am Handgelenk getragen wurde.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 25
Frühmittelalter, frühes 7. Jh. n. Chr.
Glas, opak, z. T. verziert
63 Perlen, diverse Grössen, Formen und Farben
Inv. 1907.2073.

 

Autorin: Nektaria Alexia Hanker

Bügelfibel-Paar

Bei diesem Bügelfibel-Paar handelt es sich um zwei identische Fibeln mit halbrunder Kopfplatte und rhombischem Fuss. Sie entstammen dem Grab einer reichen Dame der Siedlung Basel-Bernerring, die um 540 n. Chr. bestattet wurde.

Diese Fibelform zierte die Gewänder bessergestellter Frauen von der Donau bis in den Süden des heutigen Englands. Zusammen mit einem Paar kleinerer Fibeln wurden sie am Gewand angebracht, dienten aber eher der Zierde als dem Festhalten der Kleidung. An den mitunter prächtig bearbeiteten Bügelfibeln wurden Bänder und Anhänger mit Schmuckstücken, Messern und Beuteln befestigt. Das Fibelpaar aus Basel wurde aus Silber gegossen und vergoldet. In den Knöpfen der Kopfplatte und zu beiden Seiten des Fusses wurden kleine Rundeln aus Almandin eingesetzt, einem Halbedelstein aus der Familie der Granate. Die Zickzack-Verzierungen an Kopf und Fuss wurden durch Niello hervorgehoben. Dunkler Staub wurde dabei in die Gravuren aufgenommen, um einen grösseren Kontrast zu erreichen.

Bügelfibeln folgen oft einer Auswahl standardisierter Formen und Verzierungen. Das Fibelpaar von Basel-Bernerring ähnelt sehr stark einigen Fibelpaaren aus England, Frankreich und Deutschland; die Ähnlichkeiten sind so gross, dass es höchstwahrscheinlich in der gleichen Formschablone hergestellt wurde. Die schicke Dame aus Basel zeigt uns, dass Modetrends schon damals keine Grenzen kannten.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 42
Frühmittelalter, 1. Hälfte 6. Jh. n. Chr.
Silber, vergoldet, Einsätze aus Almandin (Granat) und Verzierungen aus Niello
L. 8,45/8,35 cm
Inv. 1948.71. und 1948.72.

 

Autorin: Nektaria Alexia Hanker

Faltenbecher

Bei diesem Trinkgefäss handelt es sich um einen Faltenbecher aus römischer Zeit, der in Basel-Aeschenvorstadt in einem Kindergrab entdeckt wurde, zusammen mit einem Teller und den Überresten von Hühnerknochen und Eierschalen.

Faltenbecher dieses Typs waren in den gallorömischen Provinzen lange Zeit verbreitet, fanden ihren Höhepunkt aber im 3. und 4. Jahrhundert. Die Becher wurden in römischer Zeit von Töpfern und Käufern als «OL(L)A» bezeichnet. In der Regel enthielten sie Wein. Römer tranken ihren Wein verdünnt mit Wasser oder unverdünnt und mit Honig und Gewürzen angereichert. Dadurch ähnelte das Getränk unserem modernen Glühwein, welcher sich nicht minder grosser Beliebtheit erfreut. Auch keltisches Weizenbier wurde gerne aus solchen Bechern gekostet. Grössere Exemplare dienten dabei als Gefässe zum Mischen oder als Krüge, während die kleineren zum Tafelgeschirr gehörten.

Kinder wurden in den römischen Provinzen zumeist mit sehr einfachen Beigaben bestattet. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Tod eines Säuglings oder Kleinkindes trotz hoher Kindersterblichkeit oft grosse Trauer in der Familie auslöste. Die Beigabe von Speisen in Geschirr, welches das Kind zu Lebzeiten selbst benutzt haben könnte, war als Stärkung für die Reise ins Reich der Toten gedacht und sollte wohl auch den Hinterbliebenen Trost spenden.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 23
spätrömisch, Ende 3. bis frühes 4. Jh. n. Chr.
Keramik
H. 14,7 cm, Dm. 9,3 cm
Inv. 1907.2072.

Autor: Roger JeanRichard-dit-Bressel

Vogelfibel

Diese Vogelfibel gehört zu den zahlreichen Schmuckobjekten, welche im reich ausgestatteten Frauengrab 42 im Gräberfeld von Basel-Bernerring zum Vorschein kamen. Zusammen mit zwei Bügelfibeln und einer Seetier-Fibel aus Bronze bildete sie wohl den Verschluss der Kleidung, mit welcher die Verstorbene in ihrem Grab beigesetzt wurde.

Vogelfibeln haben im frühen Frühmittelalter eine lange Tradition und lassen sich in der gesamten fränkischen Zeit finden, auch wenn die hier vorliegende eine sehr einfache Form ist. Die Forschung befasst sich bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert spezifisch mit ihnen, was den Vogelfibeln auch in unserer Zeit eine gewisse Bedeutung verleiht. So lassen sich bei einer Vielzahl der Funde zusätzlich zu Augen und Schwanzfedern auch Klauen und Flügel erkennen. Der Handwerker, welcher dieses Objekt herstellte, wertete die einfache Form der Fibel auf, indem er die Augen und Schwanzfedern mit roten Granatsteinchen, sogenannten Almandinen, verzierte. Die Vogelfibeln hatten ihr Verbreitungszentrum im Kerngebiet des Frankenreichs. Dass eine solche, sogar feuervergoldete Fibel ihren Weg nach Basel fand, zeigt, dass das Gebiet um Basel im Zeitalter nach dem Untergang des weströmischen Reiches regen Handel und andere Kontakte pflegte.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 42
Frühmittelalter, 490–530 n. Chr.
Silber, feuervergoldet; Granat (Almandin)
L. 3,4 cm, B. 1,2 cm
Inv. 1948.77.

 

Autor: Roger JeanRichard-dit-Bressel

Armring

Dieser massive Armring aus Silber stammt aus dem reich ausgestatteten Frauengrab 42 des frühmittelalterlichen Gräberfeldes Basel-Bernerring. Solche massiven, unverzierten Armringe sind bereits aus der Zeit der ersten römischen Kaiser bekannt und lassen sich bis ins späte 2. Jahrhundert verfolgen.

Es ist schwierig zu sagen, ob sie danach nicht mehr anzutreffen waren oder ob die Archäologinnen und Archäologen bisher nur keine Exemplare finden konnten, jedoch verliert sich ihre Spur anschliessend, bis sie im späteren 5. Jahrhundert im Herrschaftsgebiet der Merowinger wieder in Mode kommen. Solche Armringe dürften im 5. und 6. Jahrhundert ein gewisses Statussymbol dargestellt haben. Gefunden werden sie in den Gräbern meist zusammen mit anderen wertvollen Schmuckobjekten, wie silbernen Tierfibeln, welche oft mit Granatscheiben verziert sind. Verschiedene Grabfunde solcher Armringe belegen, dass sie für gewöhnlich am linken Handgelenk getragen wurden, oft zusammen mit Kleidung, welche durch Fibelpaare geschmückt war.

Da es sich um Statussymbole handelte, gab es auch damals schon Menschen, welche sich zwar keine silbernen Armringe leisten konnten, diese aber dennoch haben wollten. So finden sich viele Armringe, die zwar aussen aus Silber bestehen und auch kaum von den echten zu unterscheiden sind, aber deren Inneres aus billigerem Metall, wie beispielsweise Eisen, besteht.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 42
Frühmittelalter, 480–630 n. Chr.
Silber Dm. 7,4 cm x 5,8 cm
Inv. 1948.74.

 

Autor: Roger JeanRichard-dit-Bressel

Pfeilspitze

Diese unscheinbare Pfeilspitze wurde in einem Grab des frühmittelalterlichen Gräberfeldes Basel-Bernerring gefunden. Im Gegensatz zu Beigaben wie Schwertern und Lanzen ist es einfach, solche Objekte als weniger wichtig zu bewerten.

Von Pfeil und Bogen selbst sind im Grab nicht viele Spuren zu erkennen, es ist ungewiss, ob der Bogen überhaupt mit beigelegt wurde. In der erhaltenen Tülle sind noch Holzreste des Pfeilschafts zu erkennen.

Pfeile wurden seit der Mittelsteinzeit für die Jagd und später auch für den Kampf verwendet. Da Gebrauchsspuren an Pfeilen aber selten bis gar nicht zu erkennen sind, ist es schwierig zu bestimmen, für welchen Gebrauch gewisse Formen von Pfeilspitzen gedacht waren. Diese Schwierigkeit verstärkt sich noch dadurch, dass die unterschiedlichen Formen in den verschiedensten Epochen unserer Geschichte vorzufinden sind. Denn dadurch ist nicht nur die Untersuchung ihrer Nutzung erschwert, es ist auch kaum möglich, eine gefundene Pfeilspitze genau zu datieren, wenn man keinen klaren Kontext besitzt.

Experimentalarchäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass flache Blattpfeilspitzen, wie die hier vorhandene, nur bis zu einer gewissen Breite einen für das Frühmittelalter typischen Holzschild tief genug durchbohren können, um den Gegner auch zu verletzen.

Das heisst nicht, dass breitere Pfeile keinen Nutzen hatten, denn diese hatten zwar weniger Wucht beim Auftreffen, rissen aber bedeutend breitere Wunden, wodurch sie eher für die Jagd geeignet waren.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 23
Frühmittelalter, 480–670 n. Chr.
Eisen
L. 7,9 cm, B. 2,2 cm
Inv. 1932.118.

 

Autor: Roger JeanRichard-dit-Bressel

Seetierfibel

Die Seetierfibel aus dem reich ausgestatten Frauengrab 42 von Basel-Bernerring hat seit ihrer Auffindung im Jahr 1932 Forscher und Publikum fasziniert, so sehr, dass sie 1948 sogar die Titelseite der Zeitschrift Ur-Schweiz krönte.

Dabei handelt es sich um die stark stilisierte Darstellung eines Seelöwen. Das aufgerissene Maul mit der Zunge gleicht einer Blüte, das stilisierte Ohr und die Pfote sind kaum erkennbar, genauso wenig wie der zusammengerollte Schwanz.

Im Nordfrankreich der späten Römerzeit waren Darstellungen von Seelöwen weit verbreitet und zierten Schmuck und allerlei andere Objekte. Mit dem Ende des weströmischen Reichs verschwanden die römischen Handwerkskünste nicht, sondern wurden von den Franken teilweise übernommen und ihrem eigenen Kunststil angepasst. Die Fibel aus Nordfrankreich zeigt auf, dass Basel auch nach dem Untergang des römischen Reichs von gewisser Bedeutung war. Hierher zogen reiche Franken, die sich in ihrer eigenen Tradition bestatten liessen.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 42
Frühmittelalter, 480 – 560 n. Chr.
Bronze
L. 4 cm; B. 1.7 cm
Inv. 1948.75.

Autor: Simon Kübler

Läusekamm aus Hirschgeweih

Dieser dreilagige Kamm wird durch fünf Eisenstifte zusammengehalten. Sie fixieren zwei Deckleisten sowie einen mittleren Teil mit feiner und grober Zähnung.

Diese im Frühmittelalter weitverbreitete Kammform war eine beliebte Grabbeigabe für Frauen wie Männer und wurde in aller Regel aus Geweih hergestellt. Die abgeworfenen oder abgeschlagenen Geweihstangen wurden in mehreren Arbeitsschritten in unterschiedlich lange Plättchen gesägt, gespalten und zurechtgeschnitzt. Da die Geweihstangen sehr dünn, aber lang sind, wurden die Seitenleisten aus einem, der gezahnte mittlere Teil aber aus mehreren Einzelstücken zusammengesetzt. Damit die Einzelteile zwischen den Seitenleisten zusammenhalten, mussten sie exakt zugearbeitet und gebohrt werden. Nach dem Vernieten der Einzelteile wurden die Zähne des Kamms in Faserrichtung der Beinsubstanz eingesägt. Dies ist erkennbar an den Sägekerben an den Seitenleisten. Die Zähne wurden mit hoher Präzision auf der einen Seite grob und auf der anderen Seite fein herausgearbeitet. Als Schleifmittel für eine Politur wurde möglicherweise neben Sand und Asche auch Schachtelhalm verwendet. Daneben gab es auch Exemplare mit Verzierungen und sogar Hinweise auf eine Einfärbung der Seitenleisten.

Es ist anzunehmen, dass auch Abfallstücke aus der Kammherstellung weiterverarbeitet wurden. So wurden aus Bein, also Geweih und Knochen, nicht nur Kämme, sondern auch Gürtelschnallen, Spielsteine und vieles mehr hergestellt. Der interessante und durchaus vielfältig einsetzbare Rohstoff wird von einigen Archäologinnen und Archäologen gar als das «Plastik» der vorindustriellen Zeit angesehen.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 374
Frühmittelalter, um 550 n. Chr.
Geweih eines Cerviden
L. 14,78 cm, B. 4 cm, D. 0,6 cm
Inv. 1958.266.

 

Autor: Simon Kübler

Riemenzunge von Gürtel

Diese Riemenzunge schmückte das Ende eines Soldatengürtels und lag im Grab eines kleinen Jungen. Nein, der Knabe hatte nicht im römischen Militär gedient, denn die Riemenzunge stammt aus dem 4. Jahrhundert, also gut zwei Jahrhunderte vor der Bestattung des Kindes.

Einem verstorbenen Kind «Antiquitäten» wie diese römische Riemenzunge mit ins Grab zu legen, war bei Bestattungen im Frühmittelalter keine Seltenheit. So finden sich unter den Beigaben auch zeitgenössische, aber bereits gebrauchte Gegenstände mit teils erheblichen Abnutzungsspuren, die auf eine lange Verwendungsdauer schliessen lassen und daher als Erbstücke interpretiert werden. Wie der Junge aus Grab 347A diese zu gebrauchen wusste, bleibt unklar, doch andere Beigaben mögen Hinweise auf das Jenseitsverständnis der damaligen Basler Bevölkerung geben. Neben diesem Stück aus Familienbesitz, das – zusammen mit anderen Metallgegenständen – als Teil einer kleinen «Sammlung» in einer Tasche mitgegeben wurde, wurden auch Speisen dazugelegt. So erhielt der mindestens zehnjährige Junge etwa ein Ei sowie einen vermutlich mit Speisen gefüllten Topf für seine Reise ins Jenseits. Wie es scheint, waren gerade Kinder auf stärkenden Proviant angewiesen. So könnte man sich vorstellen, dass der Junge die metallenen Gegenstände als Tauschmittel für andere Waren mitbekam, die er für den Seelengang benötigen würde, vielleicht aber waren sie auch nur Glücksbringer oder ein Schatz, den er im Leben zusammengetragen hatte. Dies wird für uns wohl immer im Verborgenen bleiben.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 37
spätrömisch, 4.–5. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
L. 3,7 cm, B. 2,9 cm, D. 0,1–0,5 cm
Inv. 1932.257.

 

Autorin: Hélène Rindlisbacher

Gürtel mit Kerbschnitt-Verzierung

Dieser Gürtel stammt aus dem Steinkistengrab einer Doppelbestattung aus Kaiseraugst. Die Bestandteile des Gürtels sind von sehr guter Qualität, und der Dekor im Tierstil II ist sehr reich und sorgfältig ausgeführt.

Bei genauer Betrachtung des Dekors kann man die ineinander verschlungenen Tiere erkennen. Die Tiere sind jedoch nicht nur ineinander verschlungen, sondern beissen sich auch gegenseitig. Wegen der starken Abstraktion, welche ein Charakteristikum des Tierstils II ist, sind die Tiere in der Regel nicht vollständig dargestellt, was es – zusammen mit der Verflechtung der einzelnen Tierkörper und des Flechtbandes – umso schwieriger macht, die Tiere als solche zu erkennen. Einzig die Tierköpfe mit den grossen Augen sind deutlich herausgearbeitet . Aus demselben Grab wie die Gürtelgarnitur stammen noch ein Armring, eine Halskette mit sehr unterschiedlichen Perlen, ein Ohrring, zwei komplett erhaltene Glasgefässe und zwei Münzen. Das Grab ist eines von ca. 1'500 Gräbern, welche im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Kaiseraugst ausgegraben wurden. Das Gräberfeld und die dortigen Grabungen sind Thema einer Publikation im Rahmen einer Dissertation an der Universität Basel.



Fundort: Kaiseraugst-Stalden, Grab 88
Frühmittelalter, 7. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
L. 7,1 cm, B. 2,4 cm
Inv. 1906.839.94.

Autorin: Hélène Rindlisbacher

Bronzefibel

Diese Fibel diente wohl dazu, dickere Stoffschichten zusammenzuhalten, denn bei geschlossenem Zustand bleibt eine grosse Lücke zwischen Bügel und Nadel. Deswegen wird diese Fibel auch als Mantelspange bezeichnet.

Die Fibel datiert aus dem zweiten Drittel des ersten Jahrhunderts n. Chr., wodurch als Kleidungsstück z. B. das sagum, ein Umhang aus dickem Stoff, in Frage kommen würde. Die einfache gallische Bronzefibel war im 1. Jahrhundert n. Chr. in ganz Mitteleuropa verbreitet. Eine Sonderform ist sogar in Grossbritannien belegt. Die Konstruktion der hier abgebildeten Fibel ist eingliedrig, die Fibel besteht also aus einem Stück und wurde nicht aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt. Die Spirale ist gebrochen und wurden bereits in antiker Zeit mit einem Eisendraht geflickt. Der Draht kann allerdings nicht mehr als solcher erkannt werden, da es sich heute aufgrund der Korrosion nur noch um ein wulstiges Gebilde handelt. Jedoch ist anhand der Farbabweichung zum Rest der Fibel deutlich erkennbar, dass es sich um ein anderes Material als das der Fibel handeln muss.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 380
römisch, 2. Drittel 1. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung
L. 8,5 cm, B. 2,2 cm
Inv. 1958.282.

 

Autorin: Melina Schellenberg

Henkeltopf

Dieser Henkeltopf besteht aus grauschwarzem Ton mit einer starken, grobkörnigen schwarzen Magerung und besitzt eine dünne orange Rinde. Es handelt sich um spätrömisches Gebrauchsgeschirr vom Typ Mayener Eifelkeramik.

Solches Geschirr wurde auf einer Drehscheibe hergestellt. Zu ihrem Namen kam die Mayener Eifelkeramik, weil sie aus der Eifel stammt, wo sie besonders in der Gegend um Mayen hergestellt wurde. Die Keramikherstellung in und um Mayen hat eine lange Tradition, sie begann im 1. Jahrhundert v. Chr. und setzte sich ohne Unterbrechung über die gesamte Antike, das Mittelalter und die Neuzeit bis ins Jahr 1940 fort. Der Henkeltopf kam vermutlich auf dem Wasserweg nach Basel. Da der Rhein als bequemer Transportweg zur Verfügung stand, ist die Eifelkeramik entlang des ganzen Flusses zu finden. Der Transport über Seen und Flüsse war zu spätrömischer Zeit einerseits vergleichsweise schnell und billig und andererseits für die bruchanfällige Ware schonender als der Landweg.

Gefunden wurde der Henkeltopf im Jahr 1907 in einem Erdgrab des Gräberfeldes Basel-Aeschenvorstadt. Ausser dem Henkeltopf befand sich in dem Grab noch ein eisernes Messer mit einem Griff aus Bein. Es ist unklar, ob es sich bei der bestatteten Person um eine Frau oder einen Mann handelt.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 16A
Herkunft: Region um Mayen (D)
spätrömisch, 4. Jh. n. Chr.
Keramik
H. 11 cm; Dm. 8,6 cm (Rand); D. 0,6–1,0 cm (Wand)
Inv. 1907.1990

 

Autorin: Melina Schellenberg

Münze Constantin I. (305–337 n. Chr.) für Constantin II.

Diese Münze wurde 321/322 n. Chr. in Lyon geprägt. Bei der Münze handelt es sich um einen sogenannten Nummus von Constantin dem Grossen. Auf der Vorderseite ist jedoch nicht der Herrscher abgebildet, sondern dessen Sohn (Caesar Constantin II).

Das lateinische Wort «Nummus» lässt sich mit «Münze» übersetzen, deren tatsächlicher Wert ist unter Fachleuten umstritten. Die Münze wirkt optisch wie eine Bronzemünze, enthält jedoch Spuren von Silber. Unter Constantin dem Grossen nahmen Gewicht und Silbergehalt des Nummus mit der Zeit immer mehr ab und so wurde er immer wertloser. Gefunden wurde die Münze auf dem Gräberfeld Basel-Aeschenvorstadt in einem Erdgrab mit West-Ost-Ausrichtung. Bei dem Bestatteten handelt es sich um einen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Dieser wurde in Rückenlage mit seitlich anliegenden Armen bestattet. Neben der Münze befanden sich in dem Grab eine Spatha, ein Schmalsax und ein Messer aus Eisen, dazu zwei Eisenfragmente, welche möglicherweise Teile einer Schere sein könnten, eine kleine Taschenschnalle und eine Gürtelgarnitur aus Bronze. Die Münze befand sich beim linken Oberschenkel des jungen Mannes. Vermutlich wurde sie dem Toten in die Hand gelegt.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 334
Herkunft: Lyon (F)
spätrömisch, 321/322 n. Chr.
Bronze Dm. 20,9 mm; Gewicht 2,508 g
Inv. 1957.170

 

Autorin: Lena Schenker

Gürtelschnalle mit Beschlag

Diese wertvolle und kunstfertige Gürtelschnalle war Teil eines Männergrabs des frühmittelalterlichen Gräberfeldes Basel-Kleinhüningen. Auf der Gürtelschnalle und dem Beschlag, die beide aus Kupfer gefertigt sind, wurden im Wabenmuster Stege angelegt, in die anschliessend Granatplättchen und zwei grünschwarze Glasplättchen eingesetzt wurden – diese Technik nennt sich «Cloisonné».

Die Ränder der Schnalle wurden senkrecht goldtauschiert, und unter den Plättchen ist eine Goldfolie mit einer waffelförmigen Prägung zu erkennen.

Vergleichbare Stücke sind nicht sehr häufig; Vorbilder dieser Schnalle kommen vermutlich aus dem ostgotischen Italien. Ähnliche Gürtelschnallen fand man zum Beispiel in Breny (F), Acquasanta (I), Dravlje (SLO), Blučina (CZ) und Köln (D). Aufgrund der Cloisonné-Technik und ihres wabenförmigen Musters sowie der Form der Schnalle lässt sich diese in die Zeit zwischen 450 und 520/530 n. Chr. datieren. Die Gürtelschnalle stammt also aus der sogenannten Völkerwanderungszeit (ca. 400–800 n. Chr.) und ist möglicherweise ein Importstück; allerdings könnten solche Stücke auch in der Region Basel produziert worden sein. Die Schnalle weist verschiedene Merkmale der oben genannten Vergleichsstücke auf, was die Völkerwanderungszeit im Objekt erkennbar macht. Dieser Typ der Gürtelschnalle kommt nur in Männergräbern vor, meist im Verbund mit den für das Frühmittelalter typischen Waffen. Vermutlich waren diese Gürtelschnallen Teil einer Militäruniform. Dies legen auch die weiteren Beigaben aus Grab 164 nahe.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 164
Frühmittelalter, 450–520/30 n. Chr.
Kupferlegierung mit Goldtauschierung und Granateinlagen
L. 7,8 cm, H. 3,4 cm
Inv. 1934.418.

 

Autorin: Lena Schenker

Schüssel mit Töpferstempel

Diese zwei Keramikscherben gehörten zu einer römischen Keramikschüssel, die im heutigen Südfrankreich hergestellt wurde. Aufgefunden wurden sie im Frauengrab 298 des Gräberfeldes Basel-Aeschenvorstadt. Die fein gefertigte Keramik wird «Terra Sigillata» genannt und galt bei den Römern als wertvolles Tafelgeschirr für die Mittelschicht.

Während des Römischen Reiches wurde Terra Sigillata rege in die Schweiz importiert. Die beiden Scherben gehörten zu einem Gefäss, das der Töpfer MERCATOR, dessen Zeichen in den Boden eingestempelt ist, in seiner Werkstatt in La Graufesenque oder Banassac gefertigt hatte. Um diese Relief-Sigillata herzustellen, musste ein Model geformt, das Negativ der Verzierung mit Punzen in die Formschüssel eingedrückt und diese zuletzt gebrannt werden. Anschliessend konnte der Töpfer den Ton in das Model eindrücken. So auch bei der in Basel gefundenen Schüssel des MERCATOR. Das Negativ der Formschüssel zeichnete sich dann als Relief auf dem Gefäss ab. Die Terra Sigillata ist ziemlich genau datierbar, da die Töpfer ihre Ware stempelten, der Produktionszeitraum bekannt ist und die Formen zeitlich gut einzuordnend sind. Daher lassen sich diese beiden Scherben in die Zeit zwischen 80 und 90 n. Chr. datieren.

Spannend ist, dass die beiden römischen Scherben in einem Grab lagen, das erst aus dem Frühmittelalter datiert, das heisst, das Gefäss war bereits etwa 400 Jahre alt, als das Grab angelegt wurde. Archäologinnen und Archäologen konnten dieses Rätsel lösen: Die Schüssel gehörte wohl zu einer römischen Brandbestattung, die im Frühmittelalter durch neue Bestattungen zerstört wurde.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 298
Herkunft: La Graufesenque oder Banassac (F)
römisch, 80–90 n. Chr.
Keramik (Terra Sigillata)
Dm. 20,6 cm (Rand)
Inv. 1956.A.227. a-b.

Autor: Florian Setz

Zwiebelknopf-Fibel mit Büsten

Diese Zwiebelknopf-Fibel stammt aus dem Grab eines Mannes aus dem Gräberfeld Basel-Aeschenvorstadt. Sie besteht aus vergoldeter Kupferlegierung und hat am Kopf drei Zwiebelknöpfe. Der gesamte Fuss ist mit Doppelvoluten und der Bügel mit einem Reliefband aus Niello verziert, welches auch vier Medaillons mit Männerbüsten sowie ein Christogramm zeigt.

Mit all diesen Merkmalen datiert die Fibel, passend zu den anderen Grabbeigaben und der allgemeinen Datierung des Gräberfeldes, aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Die Büsten auf der Fibel sind wohl nicht als konkrete Personendarstellungen von Kaisern o. Ä. zu verstehen, dafür sind sie zu stark abstrahiert. Viel eher stellen sie Allegorien des Glücks dar. Trotz des Christogramms kann man nicht davon ausgehen, dass der Besitzer selbst Christ war, denn die Fibeln wurden vermutlich an Offiziere verteilt, wobei das Christogramm als Zeichen der inzwischen christlich-orientierten Kaiserwürde zu verstehen ist. Aus diesem Grund findet man solche Fibeln auch im gesamten Imperium Romanum, jedoch sind sie in Pannonien am häufigsten vertreten. Die Fibeln wurden genutzt, um militärische Mäntel an der Schulter zu befestigen, wie man dies häufig auf Darstellungen sieht. Die Zwiebelknopf-Fibeln scheinen aus mittelrömischen Fibelformen entstanden zu sein. Es wird vermutet, dass es offizielle Manufakturen für diesen hochwertigen, militärisch genutzten Fibeltyp gegeben hat, jedoch wurde bislang noch keine entdeckt.



Fundort: Basel-Aeschenvorstadt, Grab 379
spätrömisch, um 400 n. Chr.
vergoldete Kupferlegierung und Niello (Schwefelbronze)
L. 8 cm, B. 5,3 cm
Inv. 1958.280.

 

Autor: Florian Setz

Konischer Rillenbecher

Dieser Glasbecher stammt aus dem Grab einer Frau aus dem Gräberfeld Basel-Kleinhüningen. Der Becher ist konisch spitz zulaufend, sein Glas transluzid und leicht grünlich. Verziert ist er mit spiralig umlaufenden Rippen.

Typologisch lässt er sich den konischen Rillenbechern vom Typ Rheinsheim zuweisen, die in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden. Diese Becher entstanden aus römischen Glasbecher-Formen und wurden im Mittelalter zu Sturzbechern weiterentwickelt. Anfangs eher Teil männlich germanischer Tradition, finden sie sich später eher in Frauengräbern, und zwar im gesamten fränkischen West- und Zentraleuropa. Man vermutet eine Produktion in der Vordereifel. Die Becher wurden in Form geblasen, wobei durch Drehung auch die Verzierung entstand. Die Becher haben mehr ästhetische als praktische Funktion, da sie kaum Stehvermögen haben. Je nach Grösse wurde wohl immer der gesamte Inhalt in einem Zug geleert oder der Becher weitergereicht. Die hochwertig filigranen Glasbecher waren eher für sozial höhere Schichten erschwinglich, weniger begüterte Trinker verwendeten wohl Varianten aus Holz oder Ton. Ab dem 9. Jahrhundert beginnen solche Becher zu verschwinden, was auf einen Wandel der Trinksitten hinweist.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 97
Frühmittelalter, 1. Hälfte 6. Jh. n. Chr.
Glas
H. 12,9 cm, Dm. 7,2 cm
Inv. 1933.920.

 

Autor: Daniel Wacker

Tontöpfchen mit Fransenzier

Dieses kleine Töpfchen stammt aus einem Männergrab der Nekropole Basel-Kleinhüningen. Gefertigt wurde es auf einer Drehscheibe.

Besonders interessant sind die vertikalen Linien der Verzierung, die auch als «Fransenzier» bezeichnet werden. Diese Linien können zur Datierung verwendet werden, denn sie sind typisch für bestimmte Gefässe des 5. Jahrhunderts, also für die frühe Merowingerzeit. Das Gräberfeld selbst wurde in der ersten Hälfte desselben Jahrhunderts neu angelegt, ist also keine seit der Spätantike kontinuierlich genutzte Nekropole. Hiervon sind in der Region Basel mehrere bekannt. Zudem enthielt das Grab eine silberne Bügelfibel (Gewandschliesse) aus derselben Zeit, die ursprünglich aus dem Gebiet um die Elbe stammt. Die Zeitstellung dieser Objekte deckt sich ungefähr mit der Zeit der überlieferten Einwanderung der Alamannen in die Schweiz, also dem 5. Jahrhundert. Diese Tatsachen lassen die Vermutung zu, dass es sich hierbei tatsächlich um die letzte Ruhestätte eines germanischen Migranten handeln könnte. Oder aber eines Einheimischen, der Gefallen am Stil der Migranten gefunden hatte und diesen imitieren wollte.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 108
Frühmittelalter, 5. Jh. n. Chr.
Keramik
H. 5,9 cm, Dm. 9 cm
Inv. 1934.170.

 

Autor: Daniel Wacker

Lanzenspitze

Diese eiserne Lanzenspitze wurde 1932 in einem Kammergrab mit Ringgraben im Gräberfeld Basel-Bernerring ausgegraben. Sie datiert ungefähr aus der Zeit zwischen 570 bis 585 n. Chr., also ans Ende der frühen Merowingerzeit.

Sie gehört einem Typus an, der in der ganzen Region Basel und darüber hinaus in dieser Periode häufiger auftaucht. Das Blatt der Lanze weist keine klar erkennbaren Kampfspuren auf, daher könnte es sich hierbei wohl auch um ein Statussymbol handeln. Die Tülle enthält noch Holzreste des ursprünglichen Schaftes.

Das Grab zählt mit einem Ringdurchmesser von 9,5 Metern zu den grössten der gesamten Nekropole. In der Mitte befand sich, vermutlich unter einem Hügel, eine Kammer aus Holzbalken. Diese enthielt die Überreste eines Mannes sowie Grabbeigaben. Dazu gehören unter anderem ein Sax (einschneidiges Schwert), ein Schild und ein für diese Zeit typischer Knickwand-Topf. Der Besitzer der Waffen hatte offensichtlich einen kriegerischen Hintergrund. Auch erforderte die Errichtung einer solchen Grabanlage einen überdurchschnittlich hohen Arbeitsaufwand. Dies deutet darauf hin, dass der hier Bestattete wohl einen hohen Status innerhalb seiner Gemeinschaft innehatte.



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 25
Frühmittelalter, spätes 6. Jh. n. Chr.
Eisen
L. 60,3 cm, B. 3,1 cm
Inv. 1932.135.

 

Autorin: Danja Zimmermann

Scheibenfibel-Paar

Als die Dame eintraf, waren die Leute neugierig. Zwar erschienen immer häufiger Neuankömmlinge in Basel, jedoch selten so gut gekleidete. Einiges von dem, was sie trug, schien von weit her zu kommen, wie das schöne Paar Scheibenfibeln, welche den modischen, über der Tunika getragenen Mantel jeweils über Brust und Bauch verschlossen.

Solchen Schmuck hatte man hier selten gesehen. Einer meinte, er habe diese modischen Accessoires schon einmal auf seinen Reisen gesehen, im nördlichen Gallien und im nördlichen Germanien. Wie er vernommen habe, kommen die schönen, rot glänzenden Einlagen aus Granat oder Almandin von weit her, aus Indien oder aus Sri Lanka. Mit Goldfolie unterlegt, werde der Stein noch besser zum Leuchten gebracht. Offenbar verstecke sich in der Mitte dieser roten Cloisonné-Einlagen eine weitere Zelle mit einer Kostbarkeit. Ist es Bein? Metall? Oder sogar eine Perle? Leider lasse sich das auf die Distanz nicht sagen. Allgemeines Staunen über diese teuren und seltenen Stücke …

Dieses Staunen hält bis heute an. Denn wie kommt dieses Fibelpaar aus dem frühen Mittelalter zu uns? Die Trägerin oder deren Angehörige fanden die Stücke wohl so schön, dass sie die Dame sogar als Kleidungsbestandteile ins Grab begleiteten. Und obwohl sie heute aufgrund der Korrosion nicht mehr intakt sind, kann man aus ihnen immer noch Geschichten ablesen: Geschichten der Mode und des Handels und auch Geschichten der «Völkerwanderung».



Fundort: Basel-Bernerring, Grab 10
Frühmittelalter, Mitte 6. Jh. n. Chr.
Kupferlegierung, rote Granateinlagen (Almandin)
Dm. 2,2 cm; H. 0,4/1,0 cm (ohne/mit Nadelhalter)
Inv. 1931.574. und 1931.576.

 

Autorin: Danja Zimmermann

Gürtelschnalle

Gürtel sind nicht erst heute Teil unserer Kleidung, nein, auch früher wurden sie von den Menschen getragen. Diese Gürtelschnalle gehörte im Frühmittelalter einem Mann, welcher modisch damit auf dem neuesten Stand war.

Denn nicht nur in seinem Grab wurde solch ein Stück gefunden, insgesamt kamen bei archäologischen Ausgrabungen in Basel-Kleinhüningen sieben Stück zutage. Das Eisen ist über die Jahre hinweg etwas korrodiert, die Silbereinlagen sehen jedoch aus wie neu. Die Schnalle selbst besteht aus einem ovalen Rahmenbügel mit feiner Streifentauschierung sowie einem beweglichen Dorn mit zwei tauschierten Streifen. Der ebenfalls ovale Beschlag weist eine Silberplattierung auf und ist mit drei Silbernieten zum Befestigen der Schnalle auf dem Leder- oder Stoffgürtel versehen. Vom Gürtel selbst sind heute keine Überreste mehr erhalten.

Spannend ist vor allem die Herstellungstechnik: In seiner Werkstatt nimmt der Schmied die frisch von seinem Gesellen gegossene Gürtelschnalle aus Eisen zur Hand und arbeitet mit feinen Hammerschlägen einen Silberdraht in dafür vorbereitete Einritzungen im Eisen. Dadurch entsteht ein zweifarbiges Muster oder – wenn er mehrere verschiedenfarbige Drähte benutzt – sogar ein mehrfarbiges. Ein solcher Gürtel war jedoch nicht nur dazu da, gut auszusehen, er diente dem Träger zudem als Befestigung für ein Kurzschwert, ein Messer oder diverse Taschen. Die Art der Tauschierung tritt dabei nicht nur in der Schweiz auf, sondern war in ganz Europa verbreitet.



Fundort: Basel-Kleinhüningen, Grab 105
Frühmittelalter, 2. Hälfte 5. Jh.
Eisen, Einlagen aus Silberdraht, Auflage aus Silberblech
L. 5,4 cm, B. 4,2 cm
Inv. 1934.156.

 

 
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