Auch das umfangreiche Textildepot ist geschafft: Ein Einblick in die Arbeit mit Taufkleidchen, Abendroben, Schuhen aller Art, Hüten, aufwändigen Spitzen-Nähereien, Anzügen, Geldbörsen und vielem mehr.
Das Textildepot beherbergt geschmackvolle, gediegene, teilweise auch bieder und skurril anmutende Objekte. Sie stammen aus vielen Jahrhunderten Basler Geschichte. Und sie bringen besondere Herausforderungen mit, denn: Textilobjekte gehören mitunter zu den fragilsten Objektgattungen, die im HMB aufbewahrt werden.
Die unsachgemässe Lagerung, ein unsorgfältiges Handling, aber auch klimatische Unregelmässigkeiten setzen den Textilobjekten schnell zu. Insbesondere bei älteren Stoffen können schon kleine Faltenwürfe zu Rissbildungen führen. Viel Zeit und Mühe wurde während der Inventur daher auch in die fachgerechte Einlagerung der Objekte in säurefreie Grossformatkartons gesteckt. Mit Seidenpapier mussten Kleider sorgfältig ausgepolstert werden, um Faltenbildungen möglichst zu vermeiden. Auch beim Auf- und Abrollen von Textilobjekten war Vorsicht geboten: die Stoffe dürfen weder einer Spannung ausgesetzt, noch zu locker aufgerollt werden. Dank der unermüdlichen Vorarbeit und kompetenten Anleitung der Konservatorin-Restauratorin Gesa Bernges sowie der fachkundigen Nachbearbeitung des Notkonservierungsteams konnte die Inventur durchgeführt und die Lagerung der Objekte im Textildepot verbessert werden.
Nebst konservatorischen Herausforderungen mussten auch zahlreiche nicht identifizierte Objekte bearbeitet werden. Dazu waren teilweise aufwändigere Recherchen nötig. So konnte das Inventurteam in Zusammenarbeit mit den zuständigen Kuratorinnen beispielsweise die vielen Stofffragmente, die von alten Möbelbezügen aus dem Haus zum Kirschgarten stammen, mit Hilfe von alten Fotos erfolgreich identifizieren. Insgesamt wurden im Textildepot 4189 Sammlungsobjekte inventarisiert, die aus insgesamt 6484 physischen Objektteilen bestehen.
Wie reichhaltig die Schätze im Textildepot sind zeigen die extravaganten Modeschöpfungen des Basler Couturiers Fred Spillmann. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren zeigte das HMB in einer Sonderausstellung die ausgefallenen Kreationen des oftmals als Paradiesvogel charakterisierten Modeschöpfers. Die Ausstellung mit dem Titel «Haute Couture in Basel - Fred Spillmann (1915-1986)» wurde damals von Margret Ribbert kuratiert, für die sich mit der Generalinventur im Textildepot ein weiterer Kreis schliesst: momentan läuft in der Barfüsserkirche nämlich ihre letzte grosse Ausstellung «Ausser Gebrauch», ein Besuch lohnt sich!
Vinzenz Wyss ist Historiker und Spezialist für Privat-, Firmen- und Vereinsarchive. Im Projekt Generalinventur leitet er das Inventi-Team durch die Depots des Historischen Museums Basel.
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