In historischen, naturhistorischen, zoologischen und ethnologischen Sammlungen befinden sich zahlreiche Objekte aus organischen Materialien wie Papier, Leder, Fell, Federn, Textilien oder Holz.
Diese wurden teilweise bis in die frühen 80er Jahre zum Schutz vor biologischen Schädlingen wie Insekten und Schimmelpilzen mit Bioziden behandelt, die heute längst verboten sind. Diese derart behandelten Objekte können noch sehr lange Zeit Biozide freisetzen, z.B. in Form von feinen Stäuben.
Dies stellt eine potentielle Gefährdung für diejenigen Menschen dar, die damit regelmässig in Kontakt kommen. Um den Gesundheitsschutz des Personals zu gewährleisten gehört es folglich zu den Sorgfaltspflichten solcher Institutionen, die Sammlung auf mögliche biozidbelastete Objekte oder Bestände hin zu untersuchen.
Aus diesem Grund führt das Historische Museum Basel im Rahmen der Generalinventur systematische Biozidmessungen durch. Die Probenahme von Stäuben und Dämpfen in der Luft der Depots erfolgt während der Arbeit mit/an potenziell kontaminierten Objekten.
Dazu werden sowohl personengetragene wie auch stationäre Messungen durchgeführt. Zumeist werden Worst-Case-Situationen gemessen, d.h. bewegen von möglichst vielen Objekten in kurzer Zeit oder Bearbeitung von Objekten, die mit grosser Wahrscheinlichkeit behandelt wurden.
Die auf diese Weise erhaltenen Proben werden mit einer quantitativen chemischen Analyse auf chlororganische Biozide, vor allem Lindan und DDT, untersucht. Die Biozidmessungen werden durch einen qualifizierten Arbeitshygieniker ETH/UniL geplant und umgesetzt, die Analysen der Proben erfolgte durch das Labor der Suva.
Aufgrund der bisher vorliegenden Resultate kann eine Gefährdung durch Biozide an bisher untersuchten Objekten und Beständen glücklicherweise ausgeschlossen werden. Weitere Messungen sind während der Generalinventur an potenziell kontaminierten Objekten und Beständen eingeplant.
Seit rund 25 Jahren werden im Historischen Museum Basel Neuzugänge aus organischen Materialien zur Schädlingsbekämpfung einer völlig ungiftigen Anoxia-Behandlung unterzogen. Dazu werden die Objekte während rund sechs Wochen in einer luftdichten Kammer bei einer mit Stickstoff auf max. 0.5% reduzierten Sauerstoffatmosphäre behandelt.
Im Gegensatz zu Bioziden, die eine prophylaktische Wirkung gegenüber biologischen Schädlingen bieten, kann mittels Sauerstoffentzug jedoch nur ein akuter Schädlingsbefall bekämpft werden. Umso wichtiger ist die konsequente Behandlung von Neuzugängen aus gefährdeten Materialien, um eine mögliche Kontamination der übrigen Objekte in den Depoträumen zu vermeiden.
Marcus Jacob ist Chefrestaurator des Historischen Museums Basel und Leiter der Abteilung Konservierung. In dieser Funktion ist er im Wesentlichen für die Bestandserhaltung der Sammlung des HMB auf den Grundlagen der gängigen konservatorischen Standards gemäss ICOM (International Council of Museums) zuständig.
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